Kompostorakel
DAS ALL IST EIN ORAKEL UND DIES IST DAVON EINS [
2. April 2014
4. April 2014
7. April 2014
23. Juni 2014
16. Juli 2014
26. Juli 2014
27. April 2015
20. Juni 2015
16. Dezember 2015
23.Juli.2022 — Rohmaterial von etwa&mehr als 1200 Aufnahmen. Wenn ich davon die abziehe, die ich mehrfach abgelichtet habe, also nur ein Drittel zähle, hat es immer noch 400 Photos. 42 davon sind in der näheren Auswahl, davon gerade mal 20 ausgerichtet und entsprechend in die Objekthalter gespannt – und veröffentlicht. Das Kompost-Orakel Projekt hat also einen starken Sog, es mindestens bis auf 364 aufbereitete Items zu bringen. Ich habe jetzt, alle auf Tumblr (seit 2.4.2014) veröffentlichten auf die eigene Webseite gebracht, also in die Augen, in den Sinn. Divination, Wahrsagen, Zukunftsschau, Interaktion mit den Gegenständen der Welt und ihrer opaken Gehalte, … bis hin zur künstlerischen Würdigung und sogar dem Künstler Stalking (was ißt er):
Das Kompost-Orakel stellt Orakelkompost zur Deutung.
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364. Dran denken: es sind nicht 365 Tage. Ich will Items anlegen, soviele, wie ein Jahr Tage hat. Aber nicht derzeit. Die Erde dreht sich mit der Zeit langsamer. Die Tage werden länger, der Sonnenumlauf, das Jahr, faßt davon weniger, hypothetisch: Das Jahr wird weniger Tage haben. Dies nun soll die Gültigkeitsdauer dieses Orakels sein – wenn genau einer unserer Tage herausgestrichen ist. Ende, neues Orakel machen. Aber schon jetzt zu den Auffassungsmöglichkeiten vordenken, die diese Items werden aufwerfen können. Aber noch fehlt schon jetzt die Methode, durch sie Zukunft zu lancieren. Auch diese hätten sie auf zu holen, gewährzuleisten.
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Problemantik trinkt Tee
Künste am Rande der Welt: Zwei Männer, die über Lüneburg in Teesätzen sprechen; Bernd Plake und Andreas Peschka
Mantikexpedition: Teesatz lesen, Teesatz sprechen, Teesätze machen: zunächst mal 4x, Lüneburg.
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27. April 2015 #20
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16. August 2014 #19
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15. August 2014 #15
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1. August 2014 #17
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30. Juli 2014 #16
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Samstag, 26.Juli 2014
Eine Bemerkung zum Status von Dokumenten. Sie sind, was sie sind.
Das unscharfe Photo von einem Exoplaneten, ist das, was man jetzt und hier von dem entfernten Himmelskörper haben kann. Basismaterial, eine Lichtspur. Das Bild konstituiert die Existenz des Planeten und fällt selbst unter Beobachtung, Hermeneutik — so unvollkommen es als Abbildung sein mag.
Die Mechanik von Antonionis, “Blow Up”, führt einerseits zum Verschwinden von Realität ins Rauschen, andererseits zur Manifestation mit dem Rauschen gegebener Möglichkeiten. Was ist es, was aus dem Rauschen auftaucht?
Jedes Dokument ist perfekt. Kein Dokument erfüllt die Ansprüche.
Bestimmt man Reales als, “Bild, Teesatz, Treibgut, Datenerhebung, Versuch”, verlagert man es in jenen Bereich der Unschärfe und des Ungenügens.
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18. Juli 2014 #15
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2. Juli 2014 #14
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1. Juli 2014 #13
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Lieber Mich’, danke für das Buch,
“Form der Unruhe” lese/las ich in seltsamem Kontrast zur Reglosigkeit zu der ich die letzten Wochen genötigt bin — wilde Mikrowesen “Streptokokken” nutzten winzige Chance zu Invasion und exponentieller Ausbreitung in meinem linken Unterschenkel: daher dann Schüttelfrost, Fieber, Verlust der körperlichen Integrität, der geistigen Spannkraft, Wundrose, Rotlauf kann tödlich sein: also Krankenhaus, System Medizin übernahm Gegenangriff und Päppeln, Antibiose, spezifische Liegelage, da konnte ich schon wieder lesen, halb bei Verstand — am Anfang las ich das Buch als sei auch dieses Fieber, es gibt da diesen Drive der Worte, einen Sog in die Entdifferenzierung, ein Verlangen nach Neuaufbau der real-Konstrukte, but do it yourself, ab jetzt alles mikrokristallin-fluid: das kenn ich, das kenn ich; so bin ich, so bin ich; so geschieht mir gerade, so geht es mir, just now. Inzwischen zuhause, wieder denkfähiger, versuche im Moment zu bloggen … gleich muß ich mein Bein wieder hochlegen, ruhen, was auch irgendwie eine Form der Unruhe ist, jedenfalls bei mir.
Schrecken x Kryptik.
Das Unerwartbare, wie es da ist plötzlich, undeutbar, die prinzipiell unverstehbare Botschaft, im Kosmos befindet sich auf einmal ein Moment Chaos, ein Reiz, ein Juckreiz, Virulenz Neugier, haben wollen, dort drin sein wollen, der Kitzel des Fremden, der Gefahr, der Sog des Abgrundes, “Spring!”, unter dem Abgrund ist der totale Abgrund, nichts ist, beruhige Dich, fall ruhig, im All draußen wird Fallen Schweben.
Man kann Chaos provozieren. Wehe dem, der’s tut, die Welt öffnet, mit jedem Schritt öffnet der Pionier die Welt produzierend. Pioniere verbrennen. Wo ist der Pionier? Fußgänger des Neuen. Pan.
Wo befindet sich der, der das Orakel erfindet? Die Methodologie der Mantik, die ganze Chose, muß mal, müssen mal Menschen erzeugt haben. Sehnsucht nach den Göttern, Deal von wegen Begünstigung von extern, Flucht aus was auch immer für Verhältnissen, klammen Engen, die Welt ist nicht genug. Ist der Erfinder des Orakels dem Orakel unterworfen? Die Adepten ja, die Laien sowieso. Die Deutungsspiele, die Übertragungen, die Anwendungen, wie konsequent auch immer, die Erfinder stehen isoliert unter Chaosfaszination gebannt bannend. Wirkung. Man will aber nicht verbrannt werden.
Handhabe unganz. Achtung: gefährlich! Sei Erfinder. Nicht nachmachen.
Häute, Layer. Wasserzeichen. Ich habe angefangen, die Orakelpräparate, soweit ich sie ins Netz stelle, gegen rüde Übernahmen zu kennzeichnen. Orakel sind sie dennoch. Muß ich das noch sagen? – Spielen sogar raffinierter noch zwischen den Metamembranen. Diversifiziert, ab nun kann der Käufer wählen, mit oder ohne. Oder beides. Oder nichts.
Navire spatial
Erysipel
les aliens bulbeux,
Streptoccoci ionesco-rhinoceri,
Erythema migrans,
zu dem rasenden Rotlauf reichte eine winzige Beschädigung der Außenhaut,
Durchbruch,
exponentielle Ausbreitung zwischen den Laminaten,
überrannt,
Gegenwehr schwach.
Die Verdopplungsdynamik der Invasoren brandet gegen die Halbwertszeit der Membranen,
dann dringt es nach innen vor,
Auflösungsdynamik final, doch es braucht den Wirt, es wendet sich:
am Ende ist das Schiff kaum mehr es selbst. Übernommen. Permutiert. Du bist
die Anderen.
Aber in Dir, tief drin, bist Du Du und Du und Du identisch
ohnmächtig
Gedankenlöser Abfall.
Do it yourself !
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23. April 2014 #12
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23. April 2014 #11
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7. April 2014 #10
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Montag, 7.4.
Dateien als Graphik auszugeben. Auf Monitore, im Druck. Sie sind auf Vervielfältigung angelegt. Bezugspunkte einer seltsamen Zentralperspektive, rückblickend.
Die Graphiken enthalten Photos von Unreproduzierbarem;
reproduzieren Photos von Unreproduzierbarem.
Zeigen was genau?
Jeweils. Jähweils.
Zukunftshaltig?
Na und was soll’s! Ob man nun auf den Inhalt des Photos bezieht oder nicht; wenn jede dieser Graphiken überall vorkäme, änderte das was an ihrer Individualität, an ihrer Singularität sogar? Auch dann in seiner einen Einzigkeit, in seinem je unteilbaren Moment wäre jeder Klon individuell vorhanden. Da. Vorderhand, fürderhand. Und damit ist es auch das Orakel.
Wenn man sagt, eine Art reproduziert sich. Dann geht es um die fort und fort Pflanzung, um das Bestehen bleiben, um Varianten, um Evolution. Um Schub. Man findet viel später etwas wieder, ähnlich, folgerichtig, was man viel früher schon mal gemacht hat, so daß es noch und noch mal gemacht werden konnte.
Es ist jetzt Nacht, Marguerite Duras hat sich in ein Interview gekrallt, welches ich nebenher höre (arte, 00:59). Das Fenster ist offen, um den Geruch des Frühlings in mein enges, überfülltes Zimmer hineinzulassen. Der Schneeball schickt einen süßen Duft, den der Regen reinigt, ja, es regnet und glitzert im befremdenden Licht der Straßenlaterne, “… stärker sein, als das Geschriebene …”.
“Der Tod einer Fliege – auch das ist der Tod.” Ich glaube, sie sagte auch, ein Akt des Sterbens, eine Fliege erwähnt niemand. Ein gewaltiger Akt – Zappeln, ein Bein streckt sich langsam zum letzten Mal – des Sterbens; es sei gut, wenn einem das Schreiben so etwas näherbringt. Man kann sich ein Leben lang an das Sterben einer Fliege erinnern.
Authentizität. Habe ich die Photos bearbeitet? Sind sie noch der grundlegende Stoff, objektiv? “Ich werfe keine Blume weg. Hier im Haus.” Auch nicht, wenn sie verwelkt sind. Das ist Tradition hier. Ich höre nicht auf, zu beobachten.
Objektiv subjektiv?
Wie sehr ich mich freue, daß ich im Unterschied zu jedem Wissenschaftler, meine private Subjektivtät nicht lahmlegen muß. Sind die Photos bearbeitet? Wären sie es, seien sie es, sollte es den Datensatz verfälscht haben? Wie sehr er tatsächlich von allen Seiten von allem verfälscht ist! Das macht wohl seine Reichhaltigkeit aus. Und wie wahr es ist, daß die Verfälschung umfassend zufällig ist! Die Muster passen nie.
Die Matrix reicht nicht hinüber.
Wahr ist ein Orakel durch seine Zufälligkeit: Nur wegen der Zufälligkeit, nur wegen der unfaßbaren Einzigsamkeit, weil nur diese Zufälligkeit vom Menschen unbeeinflußt ist – nur die Zufälligkeit, die den Menschen beinhaltet, ist von ihm unbeeinflußbar – weit getrennt (wenn es der Mensch nicht ist, der spricht, so müssen es die Götter sein) so daß die Götter hindurchklingen. Tanssonizität. Transluzidität. Transdivinität. Unverhaftet im Sinn. Im Orakel sucht man das Rauschen, um es zu deuten. Die Deutung ist das Hiesige, welches Überleben will. Es will alle Zukunft überleben. Alles andere wäre Aufgabe. Wessen Aufgabe ist das?
Zu träumen ist bereits deuten.
Nun, fast ist Mittag, hell draußen, Vögel singen, schwirren, Spatzenschwarm: Ich muß entscheiden, ob ich den Nachttext oben stehen lasse. Ich werde wohl. Er weckt Zweifel, er trägt sich, er beunruhigt mich. Peinlich erinner ich mich an mein Nacht-Ich, wie ich schlaflos die Wörter klaubte: die Duras als Rechtfertigung: “Jedes Buch hat, wie jeder Körper auch, seinen wunden Punkt. Unumgänglich. Und man muß bereit sein, diesen Fehler zuzulassen. Nur dann ist das Buch wahrheitsgetreu. Vrai. Véridique.” Ich kenne das, diese Wunden können mich wochenlang und immer wieder zermürben, wirklich Schmerzen. Aber es ist meist nicht nur eine Wunde. Aber in diesem nächtlichen Text?
Gut, daß ich diese Nacht wenigstens das Interview mitgeschnitten habe. (Dokumentarfilm „Schreiben“ von Benoît Jacquot, 1993; https://www.youtube.com/watch?v=GWnnIz-nGvQ dt-Untertitel; und https://www.ina.fr/recherche?q=marguerite+duras&espace=1&sort=pertinence&order=desc)
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6. April 2014 #9
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6. April 2014 #8
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4. April 2014 #7
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2. April 2014 #6
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Mittwoch 3.4.
Das Kompost-Orakel stellt Orakelkompost zur Deutung.
Eine neue Phase.
Der japanische Pflaumenbaum im Vorgarten zu meinem Büro blüht schon seit fast zwei Wochen. So lang hab ich’s noch nicht erlebt. Ich liebe sein sprödes Rosa. Lieber diese karge Blüte als das dichte Petticoatschwelgen der Kirschbäume, als solch Schaum unter dem Äste schwellen und Zweige Entscheidungen vermasseln.
Jetzt schneit’s. Klein und spitzig drängt sich neues Laub zwischen die Blüten. Das Pflaumenbaum-Rosa, dazu also jene Farbe, Lasur hauchdünn Blutlaubdunkelrot über Grün, Grünocker, durchsichtig, gezahnt, Blättchen zarter als die zu Schnee gebleichten, abgehenden Blüten – bleiben aber, bleiben herb und jeden Tag herber, ledrig, schließlich fast schwarz. Nun ja, wenn nicht grade die Sonne durchscheint mit mächtigem Purpur. Der Schatten dieses Baumes. Im Herbst dann harken.
Zum machtvollsten Orakel wurde zuletzt die Wissenschaft von der Natur. Algorithmenproduktion, Algorithmenmassenproduktion. Das große KnowHow der Zukunftsvorhersage und ‑bestimmung.
Der Weg zum Törchen, weiß von Blütenstreu. — Wieder greift der Wind | ins Baumgefieder, sähet | Hypothesenmuster. [Haiku, 5:7:5, verpasst]
[Aber so::] Blutlaubdunkelrot | Der Schatten dieses Baumes. | Im Herbst dann, harken.
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2. April 2014 #5
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2. April 2014 #4
Dienstag. 1.4.
Heute ist ein nebliger Tag des all zu frühen Frühlings 2014.
Letztes Jahr hatten wir am gleichen Tag etwa 6°C minus, heute, gerade jetzt, 8:28, zeigt das Außenthermometer +11°C.
Wer hätte das gedacht damals? Zudem, banal sind diese Feststellungen nicht.
Lange haben wir unsern Küchenkompost in einem größeren viereckigen Deckeleimer gesammelt – brauchten nur gelegentlich zur braunen Tonne, hatten aber ständig Fruchtfliegen; in der Küche kam das unappetitlich. Inzwischen, seit Jahren verwenden wir eine kleine Emailschüssel. Die stand kurz vorm Ausmustern und wäre bald weggeworfen worden. Jetzt laufen wir öfters, 2x am Tag, die Fruchtfliegen sind weg. Die Schüssel ist wichtiger denn je. Sie altert.
Gegenüber dem tiefen Eimer hat der Kompost an Sichtbarkeit gewonnen. Von dem, was wir essen, das, was wir nicht essen. Ich schau’s mir an beim Raustragen, ein Moment Recycling, ein Tondo, eine lebendige “nature morte”, ein flüchtiges Stilleben. Ist man auch, was man nicht ißt?
Ich werde bei Gelegenheit mal nachschauen, wann ich das erste Photo gemacht habe. Irgendwo im Archiv steckt es, noch ohne Titel, sonst wäre “Kompostorakel” das Suchwort. Von Hand tu ich mir das erst mal nicht an. Ist schon lange her. Ich photographiere fast täglich. Ich stelle die Schüssel auf das Fensterbrett, halte die Powershot senkrecht drüber, makro, Aufnahme, ohne weitere Umstände. Es muß leicht gehen, sonst wird es lästig, was mich abhalten würde. Die Photos liebe ich ein wenig weniger als die Schüssel selbst. Überbordendes Zeigen. Es springt mich unangenehm an. Es zieht mich und den Apparat mit hinein, pumpt Bedeutung: der Moment in dem die Würfel gefallen sind, also unmittelbar nachdem sie fielen, für immer. Der individuelle Moment als Präparat. Geernteter Zufall. Bei Wikipedia gibt es unter dem Stichwort Mantik eine Liste von Weltkonstellationen und Methodiken, die zur Zukunftsvorhersage taugen.
> http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Mantik <
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2. April 2014 #3
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2. April 2014 #2
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2. April 2014 #1