So sieht es aus das Ding. Ich suchte mich wund, in dem dichten Wust der Relikte meiner Arbeit. Platzmangel verdichtet. Man denkt, es ist alles vor Augen, aber das ist’s nur irgendwo nahbei eben außer Sicht. Relikt und Indiz einer seiner grundlegenden Weggabelungen, Bifurkation, Schisma. Häresie, Abspaltung von der Realität sogar, später zum
Anfang des Studiums zu einem Text geronnen, zu einer Verschachtelung, aber im Ursprung ganz einfach.
Wenigstens, dachte ich, hab ich es doch durchphotographiert, fand aber keine Photos. Dann fiel mir ein, ich hatte »Freibad« zweimal performt. Davon gab es Aufnahmen. So also fand ich es wieder, es selbst, mithin das Aussehen der Verpackung, damit endlich die Suche bei den Mappen und dann das Ding. Werde ich hier beipacken, also Bilder, jedenfalls vom jetzigen Zustand. Wichtiger aber, was er damals schrieb.
Zweimal aufgeführt: a- trialogmg, Trialog Marburg 10.–13.5.2018 (Potos von dort); und Herbstreffen110 Kannawurf, »Unter Wasser ist überall«.
Jahr für Jahr, bis der Kuolimo-See die Badeanstalt ablöste, waren er, seine Brüder und ein Haufen Spielkameraden, Schulkameraden später, jeden Tag der Ferien im Freibad. Immer im Wasser, von morgens bis abends. Toben und für ihn besonders, tauchen. Etwas vom Grunde hochholen, was auch immer. Die Liegewiese »kannte« er nicht. Er ging gehüllt in die Chlor-Regenbögen seiner geröteten
Augen abends nach hause. Seine Phantasien begleiteten ihn. Sie eilten ihm vorraus und empfingen ihn, waren schon da, wenn er, glücklich und matt, ankam. Es gibt diese wohlige Erschöpfung, über welche die Abenteuer ins Tagträumen gleiten, während man ausruht. Er galt als langsam. Es war aber die Intensität seiner Tauchgänge, die ihn aufhielt.
Er tauchte gern. Einmal im Schwimmunterricht durchtauchte er das 50m Becken und noch 10m zurück. Er wies den Atemwunsch in der Kehle zurück, ugh, ugh, ugh, bei jedem Schwimmzug. Aber er haßte die Regeln des Sports und ließ den Unterricht sein.
Er gehörte nicht zu den Eifrigen. Daher glaube ich, daß es das »Wir«, auf das er sich bezieht, nicht gegeben hat. Er wollte nicht gehorchen, er hatte schon was besseres. Er nennt es Unmittelbarkeit.
Er lebt die Diskrepanz. Seine Tauchgänge führen zu krass anderen Wertungen, als allgemein üblich.
Auftauchen ist der Moment der Scham, wo die Mächte sich treffen – was gilt. Er weiß, daß er unterliegt.
Freibad (alte Version, 1978)
Die städtische Badeanstalt: ein Ort ohne Geheimnis — alles darin ist clean, hygienisch gekachelt, gechlort; ein möglichst sauberer Genuß des Sommers ist gewährleistet, Schmutz führt nötigenfalls zur Entlassung des Bademeisters, Unordnung ist nur heimlich möglich (eine Verschwörung) – aber für uns Kinder der Raum unermeßlicher Abenteuer.
Wir waren Schatzsucher! Täglich stiegen wir hinab in blaue, kühle Tiefen, die still waren. Taucher waren wir so in einem geheimnisvollen Ozean und bereicherten uns an ungeheuren Funden: Oft schworen wir, nicht eher wieder aufzusteigen, bis wir mindestens ein Geschenk der Tiefe an uns gebracht hätten, ein funkelnder Diamant in unseren Händen lag oder mit weichen Bewegungen eine Purpurschnecke. So weilten wir oft bis an den Rand einer Ohnmacht in diesem Meer.
Grauenvoll war der Aufstieg, das Durchbrechen der Wasseroberfläche, und nur die unmittelbare Not des Atmens zwang uns wieder nach oben. Die Wunder vertrieb der Ekel. Entsetzt ließen wir alte Glasscherben und aufgeweichtes Bonbonpapier ins Bassin zurückfallen, verschämt behielten wir angerostete Münzen. Unsere Augen brannten plötzlich vor Chlor, röteten sich und weinten. Die Angst vor dem nächsten Aufsteigenmüssen ließ uns warten, bevor wir uns erneut zum Tauchen fertigmachten.
Diese Angst trieb uns auseinander. Die Kameraden ertrugen die Angst nicht. die Tiefe lockte uns, je mehr, desto weniger ertrugen die Kameraden die Angst. Es wundert wenig, daß sie sich schützen wollten. Die Wunder der Tiefe machten die Not unerträglich. Je heißer wir uns sehnten, die glücklichen Abenteuer zu kosten, um so unmöglicher schien es bleiben zu können.
Sie fanden Kompromisse: Daß sie Taucherbrillen aufsetzten, war die entscheidende Wende. Obwohl sie glaubhaft zu machen suchten, nichts ändere sich als lediglich das Brennen der Augen. Die meinten sie zu schützen. In der Distanz, die sie auf diese Weise zwischen sich und das wunderbare Meer brachten, siedelte die entsetzliche Überwasserwelt. Die Schärfe des Blicks (ermöglicht durch das Luftpolster vor den Augen) nahmen sie als Erkenntnis der Tiefe — doch wie kann man erkennen, worin man nicht unmittelbar ist? Weil sie in der Folge unter Wasser nichts fanden, was sie nicht auch über Wasser hätten finden können, suchten sie bald nur noch Münzen wegen deren Nutzen. Bald schon verwendeten sie Flossen und Schnorchel, denn für Münzen muß man schnell und lange tauchen. Schließlich ließen sie sich überhaupt nicht mehr ins Wasser hinab. Allein es zu berühren ließ sie schaudern. So genoß ich die Schätze allein, die jetzt nur noch für mich da zu sein schienen.
Unten durch tauchen und er selbst bleiben, scheint seine Devise. Aber er mischt auch über Wasser mit. Er ist unter Leuten. Aber er hat jenen Vorbehalt, und was seine Imagination angeht, ist er schambehaftet.
Er beginnt das Widerständige zu lieben, besonders die abweichende Argumentation, die neue Metapher. Er fühlt sich konventionell. Er weiß sich voll Unrat, der, gleitet er ins Wasser, dem Grunde nach edel ist und abenteuerlich.
Etwas bewahrt ihn davor, Realist zu werden. Ein Zirkelschluß der Einsamkeit, in dem das Einsamsein selbst genügt einsam zu machen. Chlorgeätzte Augen kann man kritisch werten – ungesund und auratisch.
Unbewußt ist immer und Écriture automatique eine Begleiterscheinung.
Das gibt einen glücklicherweise lockeren Rahmen, wenn man sogar auch die eigenen Relikte sich im Sinne symbolischer Interaktionen betrachtet. Der Schutthaufen verlorener Reste ist eben auch Gestaltung, wurde geworfen, auch ver‑, und bietet sich zu unterschiedlichen Verwertungen an. Was etwas anderes ist, als wenn man Ordnung, gar Anordnung schafft. Sinn aber entsteht jedenfalls. Rätseln als fließen ohne Ufer. Man muß zudem seine trödelgenerierten Funde nicht mögen. Es folgt hier jedenfalls eine Sichtung des »Freibad«-Objektes, bzw. was davon noch über ist.
Er konstruiert eine überladene, zusammengebastelte, verschachtelte Symbolstruktur. Ich gebe im Folgenden einige aktuelle Aufnahmen des wiederaufgetauchten Restes. Wenn die blaue Handschrift Programm sein sollte, chaotische Wellenkammgraphik, dann nimmt mein fahriges Zeigen das nur auf.
Dieser Scan zeigt den Textkern des »Freibad«-Schachtelobjektes. Davon habe ich bisher nur diesen Scan gefunden. Die Seiten sind herausgenommen, und wer weiß wo. Die Reste der Schachtel habe ich aber doch, s.o. Die beiden Transparentpapiere waren links in die Schachtel eingeklebt und tragen das Manuskript der ersten Fassung des Tauchertextes in blauer Handschrift. Unter den beiden etwa A6 großen Papieren lagen bunte Ansichtskarten der Stadt Wiedenbrück, Ansichtskonglomerate. Die rechteckigen Ausschnitte in den Transparenpapieren erlaubten den Durchblick auf je eine Ansicht der Badeanstalt, während die restlichen nur durchschimmerten. Der Text war vor dem Hinter‑, Untergrund recht schwierig zu lesen. So kommt es, daß für den Scan ein weißes Blatt zwischengeschoben wurde (Leider ein Schmierblatt, mit irgend einem Fehldruck auf der Rückseite, der nun stört.) Ich weiß nicht, warum ich das alles hier auf die Seite stelle. Tja, warum. Jugendsünde.
Obere Seite der flachen Schachtel. PVC-Folie, blaue Schwimmbadkacheln bemalt mit, wie ich sage, »Vogelwellen« in Form eines Sackgassenschildes. Je nach Richtung sieht man Wellen die sich stauen oder Vögel, die ins Freie fliegen. Über die Abflugöffnung hat er einen Paketschein geklebt, der den nebenhin gekritzelten ambivalenten Hilferuf – »Befreiung« – unter »Für kurze Mitteilungen an den Empfänger« wiederholt. Er weist an, wo die Schachtel
Schlägt man die Schachtel auf, findet man innen eine andere Welt magischer Natur, Farn- und Schattenzeichen, Natur, die sich versiegelt, sich aus dem natureigenen Buch zitiert, sich Handzeichen menschlicher Art bedient. Bespielt einerseits einen Rahmen, der einem Herbarium ähnelt, andererseits der einer anderen Kachelung, im Nachkriegsstil provisorisch gekachelt tapezierter Badezimmer. Hier in diese Ausstattung waren die Ansichtskarten-Tauchertext Blätter eingelegt. Hier hat es zudem auch einen quasi einheimischen Text in Grün. Folgt man dem, werden die dramatisch/ambivalenten Hilferufe auf der Außenseite plausibel. [Die Lettern, das Relief der Typen seiner schweren Triumph Adler.]
Ich bin draußen, ich will hinein, das Schloß verwehrt mir den Eingang.
Vielleicht bin ich in Gefahr und brauche die Sicherheit drinnen.
Vielleicht ist drinnen etwas, das ich herausholen will, ich will eigentlich nicht hinein, aber ich begehre, was drinnen ist, und so muß ich wohl oder übel.
Vielleicht will, was drinnen ist, heraus, ich will es befreien, dann brauche ich nicht hinein, es kommt mir entgegen.
Vielleicht ist drinnen mehr Gefahr als draußen, und ich kann mit gutem Grund damit rechnen, daß, was also heraus will, mir hilft, das Schloß zu öffnen (irgendwie).
Denn geöffnet werden muß das Schloß in jedem Fall.
Ich bin drinnen, ich will hinaus,das Schloß verwehrt mir den Ausgang.
Vielleicht bin ich in Gefahr und brauche die Sicherheit draußen.
Vielleicht ist draußen etwas, das ich hereinholen will, ich will eigentlich nicht hinaus, aber ich begehre, was draußen ist, und so muß ich wohl oder übel.
Vielleicht will, was draußen ist, herein, ich will es befreien, dann brauche ich nicht hinaus, es kommt mir entgegen.
Vielleicht ist draußen mehr Gefahr als drinnen, und ich kann mit gutem Grund damit rechnen, daß, was also herein will, mir hilft, das Schloß zu öffnen (irgendwie).
Denn geöffnet werden muß das Schloß in jedem Fall.
Winkbewegung. Winkt der Baum zurück?
Er hatte dem Baum soeben ein Schattenzeichen gegeben, als ein plötzlicher Lichtwechsel den Schatten auslöschte, den sein winkender Körper auf den Waldboden gezeichnet hatte. Allein seine grüßende Hand blieb und blieb lange genug, daß er noch das Photo machen konnte. Dann verschwanden Licht und Schatten. Sekunden glaubte er, eine Antwort bekommen zu haben, quasi eine Verschattung aus der inneren Opazität des Baumes, aktive Dunkelheit, als wäre seine eigene opake Innerlichkeit für diesen Moment mit jener verschmolzen. Alles hängt über sein opakes Innen mit allen anderen zu-
sammen. Die Opazität des Innen gehört allen. Er denkt immer wieder über dies als eine Form der Identifikation nach. Ein Schattenraum realisiert sich als Anpassungsbrücke. Für den Baum seine Hand im Gegenlicht, für ihn selbst ein Schatten auf der Rinde. Ist das eine Berührung? Eine eindringende Kühle?
Er sucht nach einem Angelpunkt um den seine Präsenz sich im Moment in die des Baumes schwingen könnte. Könnte es egal sein, auf welcher Seite des Schattenzeichens wer stünde? Während er über gegenseitige Tiefe grübelt, überkommt ihn das langbekannte Gefühl am Ende sei er als Oberfläche auf eine Schwelle »zwischen« gebannt.
Vielleicht läßt sich das klarer vorstellen, wenn seine Beziehung zur eigenen Haut und Oberfläche mit bedacht wird. Ungefähr über die Dauer seiner Pubertät zeigte seine Haut seltsame Schwellungen, wenn sie durch Berührung gereizt wurde. Mit einem spitzen Stock auf die Haut gezeichnete Linien waren zuerst weiß und fein, dann rot und innerhalb von wenigen Sekunden wurden Quaddeln in Form der Linien daraus. Man konnte auf seinem Rücken z.B. regelrecht schreiben. Sein Hautarzt nannte es nervöse Stigmatisierung. Heute weiß er, daß Medizin es »dermographische Urtikaria« nennt, sozusagen »Hautzeichnende Nesselsucht«. Eine Unruhe in seinem Körper beantwortet ein Kratzen auf der Haut mit entsprechenden Schwellungen der Haut. Stigmata. Wörter, wenn Wörter geschrieben wurden. Von wo? Das trieb ihn an in den eigenen Körper hineinzufühlen. Ein neuer Sinn, er entdeckt die Propiozeption, seine Eigenwahrnehmung innen. Heute würd er sagen, seine Tiefensensibilität. Er hat gern die Augen geschlossen. Er empfindet Sehen tatsächlich als hinderlich, es sei denn, es sei mit dieser Tiefenwahrnehmung verbunden. Eigentlich findet er, geht unter jeder Oberfläche solch vor. Spannungen, farbige Linien, Bewegungsketten strecken Ereignisse über Abstände hinweg, die sein Körper sind. Warum nicht überall und überhaupt und eigen. Die Wirklichkeit zeichnet sich von innen. Dabei bleibt ihm seine Haut, als Grenzfläche zwischen innerer, auch in der Eigenwahrnehmung quasi leerer Opazität, und der turbulent heranfahrenden äußeren Realität Membran, Vermittlungsfeld.
Im vorliegenden Fall läßt er von dem Schatten, den er auf den Waldboden wirft, einen Arm, Hand, gespreizte Finger, auf einen Baumstamm fallen. – Lichtwechsel warum auch immer: und plötzlich ist nur noch der Arm sichtbar. Der Schatten seines Körpers, mithin die Ursache, ist verschwunden. Irgendetwas in der Tiefe des Baumes erhält sich die winkende Geste auf der Rinde. Sein Arm. Er steht selbstvergessen in Identiät verloren, ein Schatten seiner selbst, aber schafft’s immerhin, sonst-glaubt-mir-das-nie-einer, Photographenreflex, eine Aufnahme zu machen. Was eine Situation. Der unbewußte Taucher, das Zuspiel des Waldes, wie es nicht vergißt seinen Schatz zu ergreifen. Dann durchbricht er die Oberfläche und muß nun sein Dokument verteidigen, kein Trick, nichts mit Photoshop!
Das lichtlose Innen überhaupt, ist Blau, mal dunkel mal hell und kann Farben machen.
Wenn ein sanfter Finger ihn streichelt, so eindringlich, daß tief in ihm ein Weinen entsteht, liebe Stöße der Atemmuskeln oder ein Quasiatmen, welches ihn das Luftholen vergessen läßt, weil gerade jetzt lebt er von Liebe und was ist schon Zeit. Dann denkt er, daß seine Künste ebenso wirken könnten. Es sei diese Schachtel ein stigmenlockendes Zeichnen, fahrige Einschreibung in die Oberflächen der Welt — und wie! es sich von ihr aus weiter evozierend ausbreitet.
Wen auch immer es betrifft:
Wen auch immer es betrifft:
Ich bitte Sie inständig mich zu befreien! Ich leide! – Zeigen Sie mir Gitter, Schlösser, gegen die ich anrennen muß, Auswege. Mein ständiger Lauf im Kreis mag Sie amusieren, ich aber zweifle am Sinn meiner Tätigkeit.
Schenken Sie meiner Sehnsucht ein Fenster, eine Aussicht. Ich halte meine Sehnsucht nicht aus. Lassen Sie mir meine Sehnsucht!
Ehrerbietigst Ihr AP FORSCHER
Mir fällt jene Aufschrift ein, mir jedenfalls etwas peinlich, mit dem er wohl versucht, auf seltsame und ungelenke Weise die Empfänger des Schachtelwerkes zu beeinflussen. Jeden, den es beträfe. Der Text wiederholt das was, offenbar zu schnell ausgeblichen, auf dem daneben angeklebten Paketaufkleber zu lesen war. Er will, daß es weiterhin in aller Deutlichkeit zu lesen sei. Eine Botschaft, potentiell per Post in die Welt geschickt, an jeden, der sich als betroffen wahrnimmt.
Eine Flaschenpost und ein Hilferuf. Irgendwie unangenehm pubertär vielleicht. Er sieht sich als Forscher. Immerhin! Damals schon. Was wird aus dem Taucher? Ist ihm sein Reich der Unmittelbarkeit zu eng geworden? Sehnt er sich nach Möglichkeiten grenzenloser tauchend Funde zu generieren, Funde und Entdeckungen gar, die auch über Wasser halten, was sie unter Wasser versprechen?
Ich finde besonders unangenehm, wie er sich um Hilfe an andere wendet und diese indem sofort abwehren muß. »Lassen Sie mir …«. Nicht befriedet werden will er, jedoch braucht er die Härten seiner Gefangenschaft, Gitter, Schlösser, als Widerstände. Er will öffnen. Er sucht Gegenstände, an denen es sich abzuarbeiten lohnte und somit Aussichten schaffen könnte: Fenster der Sehnsucht. Während die Wellen der »Sackgassen-Graphik« ins Ausweglose hineinlaufen, sich aber sofort befreit sehen würden, wendeten sie sich, um Vögel werden zu können; man muß es ihnen nur mal sagen. Müßte die Schachtel passend drehen.Tu Dich um, und aus dem Bassin der Badeanstalt wird als durchlässiger Wasserkörper ein Teil aller Wasserreiche. Dennoch aber bleiben Sehnsucht und Suche nach einem radikal Neuem.
Er könnte überall ansetzen, Öffentlichkeit läßt überall solch Dinge aufquaddeln: als wüßte er das nicht. Immerhin trau ich ihm Naivität auch als Ironie zu.
»Öffentlichkeit ist widerlich! Tatsächlich kann man nicht nicht kommunizieren.« Und: »Ihr werdet nie«, sage ich zum Publikum, »erfahren, wie ich wirklich bin!« – antwortet der Chor: »Dann machen eben wir Dich zu Dir selbst, Deine Wirklichkeit stellen wir uns her!« —
— erwidere ich: »Nun endlich können wir beginnen, machen wir uns gegenseitig, wir werden uns wundern. Aber Ihr seid mein Publikum gewesen.« – [aus »Verdinglichung« (pdf 60KB) im Beiheft zum »Promenadenkonzert«, 11.1989]
Zu sein, wo Veröffentlichung nicht möglich ist. Der Zufluchtsort wo er konkret ist. Die Regionen des Konkreten, heute würd er sagen Orakelquellen, die Komplikationsspiele der Vermittlungen, die unendlich vieldimensional sich faltenden, brechenden Oberflächen der Welt nimmt er als Gestaltungsfelder. Das, was ist, was es ist, ist plastisch. – Muß man auch erst mal entdecken. Öffentlichkeit ist Oberfläche und bietet sich an – Sachen zu machen.
Matschiges Bonbonpapier zu Purpurschnecken in konkreter Unschärfe. Zum Beispiel.
Ich liebe es, spezielle Sachen in unterschiedliche Umgebungen zu bringen. Zum Beispiel den Freibadkomplex unter und mit Leuten zu transformen.
Von dem aus, hat es den Sprung zur »Freibad«-Performance. Siehe dort.