Die Beweg­lich­keit der Küsten des Mit­tel­mee­res.

Der Intro­spek­teur wen­det sich und sieht im Spie­gel, daß er den Raum­an­zug tat­säch­lich ange­zo­gen hat. Der sieht lädiert aus, morsch, und gera­de des­halb ver­läß­lich, wie es war die gan­ze Zeit der Rei­se. Er sieht durch die Glas­kup­pel des Helms sei­ne Augen, deren strah­len­des Schwarz ihm all die Zeit der Welt­raum war, mit­hin der Sinn sei­ner Stra­pa­zen. Man sucht sich gera­de im Halt­lo­sen frei fal­len­der Expe­di­tio­nen Stütz­punk­te, not­wen­di­ge Meta­phern, und dies­mal war es sogar wich­tig, die Zwei­sam­keit des Blickes ernst zu neh­men, als Zei­chen der Dop­pel­deu­tig­keit auf deren Spur, zu deren Hei­lung er unter­wegs war. Dabei ging es um Tren­nung, sogar Auf­spal­tung, eine Qual, die nichts erbracht hat, außer der Tie­fe einer zwei­tei­li­gen Lee­re, von der er erfah­ren muß­te, daß er sie nicht durch­mes­sen kann, nicht von der einen, nicht von der ande­ren Sei­te.
Es begann mit einer abstru­sen Ope­ra­ti­on und einem ande­ren Spie­gel in dem er beob­ach­te­te, wie Ärz­te sein Gehirn frei­leg­ten. Wie sie ein­dran­gen, es zer­glie­der­ten, wie unmög­lich es ihnen war, die Pas­sa­ge zu fin­den, einen Zugang zu sei­ner Innen­welt. Nur Neu­ro­lo­gie dort. Und zugleich doch auch er, beob­ach­tend, erle­bend, beden­kend, phan­ta­sie­rend. Auch er kam nicht hin­über. Also los in ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung zur Außen­scha­le, die man vor sei­nen Augen schloß. Man schick­te einen Träu­mer ins All, die wüsten schwar­zen Wei­ten. Er fand sich bereit. Drau­ßen leg­te man ihn in jene Cap­su­le, die sie von der Erde fort schos­sen, innen fiel er in die Tie­fe sei­ner Innen­welt in lan­gem stil­len Wach­schlaf. Sei­ne Rea­li­tät wur­de das Schwe­ben. Mit den Welt­kör­pern und Vor­stel­lun­gen hör­te es auf. Drau­ßen und drin­nen begann die Zen­pha­se, so porös am Lee­ren war er nie zuvor. Es floß den­noch nicht inein­an­der. End­lich kehr­te er zurück. Die Welt kann leer sein – und undurch-dring­lich.

Text aus dem Pro­jekt: »Was ›leer‹ ist, das kannst Du Dir nicht vor­stel­len!«