Deal mit dem Lüne­bur­ger Salz­sie­der · 2022

Anker⸗Salzung

1- Salz­la­ke­be­deckung, ‑fül­lung; erkenn­bar an den Licht­re­fle­xen
2- Alu­mi­ni­um­rah­men, ‑behäl­ter; T‑förmig gefal­te­te Folie, ein bis zwei Zen­ti­me­ter hoch, auf Glas­schei­be geklebt, gedich­tet
3- Sili­kon­kle­ber, ‑schmier; Kle­be- und Dicht­mas­se; man sieht, es kommt nicht auf exak­te Ver­ar­bei­tung an, son­dern auf das je aktu­ell Mach­ba­re, mit­hin die Ein­bet­tung in de gege­be­ne Situa­ti­on; in einem Labor, Fach­werk­statt, sähe es anders aus, aber alles dann
4- Glas­schei­be; bil­li­ges Ange­bot bei Bil­lig­markt, zwei Mil­li­me­ter stark, auf­ge­bockt drei Zen­ti­me­ter über dem Werk­tisch
5- grü­ne Schnei­de­mat­te für sau­be­re Cut­ter­schnit­te; Schnitt­spu­ren allent­hal­ben aber kaum merk­lich
6- Salz­kri­stal­le qua­dra­tisch trans­pa­rent scharf­kan­tig
7- Salz­kri­stal­le qua­dra­tisch weiß scharf­kan­tig
8- Salz­kri­stal­le auf­ge­weicht grau unscharf ver­schmel­zend
9- Salz­kri­stal­li­sa­ti­on den­dri­tisch, Blu­men­kohl­typ, kapil­lar wäss­rig aus­blü­hend, begin­nen­de Här­chen­bil­dung
10- Refle­xi­on der LED Decken­leuch­te; setzt sich auf den Kri­stal­len links fort u.s.w.
11- Salz­ak­ku­mu­la­ti­on am Schei­ben­rand; obwohl die Glas­plat­te sorg­fäl­tig hori­zon­tal aus­ge­rich­tet ist, zieht sich das aus­lau­fen­de Salz­was­ser zur Kan­te, wo es anhält, zur Lache staut und dich­ter aus­kri­stal­li­siert, begin­nen­de Den­dri­ten­bil­dung
12- Aus­lau­fen­des Salz­was­ser bil­det auch hier eine Akkum­la­ti­on an der Lachen­kan­te; hier eine der Stel­len, wo die Lake die Folie trotz Sili­kon­dich­tung unter­wan­dert hat, die Lache kriecht jedoch nicht bis an die Gefäß­wan­dung
13- im Innern des anker­för­mi­gen Lake­be­häl­ters; selt­sa­mer­wei­se bil­den sich Den­dri­ten an der Ober­kan­te des Alu­mi­ni­um­rah­mens, obwohl kei­ne von unten, der Lake her zulei­ten­de Kri­stall­schicht sicht­bar ist
14- es tropft letzt­lich doch Lake auf die Schnei­de­mat­te, die Flüs­sig­keit nutzt die fei­nen Schnit­te um kapil­lar vor­an­zu­kom­men; Cut­ter­schnit­te wer­den von der Mat­te, um der stö­rungs­frei­en Schnit­te wil­len, angeb­lich sofort wie­der geschlos­sen, aber nein
15- ich hat­te die Schut­zecken des Bil­der­rah­mens als Abstands­hal­ter, Auf­la­ger genutzt, hier sind sie völ­lig auf­ge­weicht und wer­den bald aus­ge­tauscht

Die­ses Pho­to führt schon recht gut in Momen­te des lau­fen­den Pro­jek­tes und sei­nes Kon­zep­tes ein. Den Auf­bau, die Varia­bi­li­tät der Kri­stal­li­sa­tio­nen, die Viel­falt der Ansich­ten und Sen­sa­tio­nen, das stän­di­ge Rät­sel, »War­um jetzt so?«, die Span­nung, wie es sich wei­ter bewegt, die situa­ti­ve Ein­bet­tung und All­tags­nä­he. Sie ist hier am Anfang der Sei­te ein Ver­spre­chen auf mehr. Es fol­gen Doku und Wei­ter­den­ken je nach mein Kraft und Gele­gen­heit.

Es fing damit an, daß Bir­git Mat­ter, @matter_birgit, drin­gend ech­tes Lüne­bur­ger Salz zu Kunst­zwecken in Zürich benö­tig­te. Wenn dann, dann so. Aber es gab kein ori­gi­nal hier aus der Sali­ne gesot­te­nes Salz zu kau­fen. Solch ist sel­ten und die Umstän­de hie­ßen Coro­na. Klei­ne tou­ri­sten­teu­re irgend­wie gramm­klei­ne Gläs­chen im Stadt­zen­trum indis­ku­ta­bel. Traf es sich, daß ich beim Salz­sie­der des Salz­mu­se­ums vor­bei­kam und: der Schup­pen war offen, er bei der Arbeit und mal nicht von Muse­ums­be­su­chern umla­gert. Ich vom Fahr­rad, öhäm, ob etwas von dem Salz haben kön­ne?

Mim­ke Koch, Lüne­burgs Salz­sie­der (Salz­mu­se­um LG)

(Ori­gi­na­ler würd’s nicht gehen!) Er: Nein. — Ich fing an, nach Aus­nah­men zu fischen, aber, Nein. Das Salz würd gramm­wei­se vom Muse­um ver­kauft. … es sei denn mal nur für Kin­der … ich bot Gegen­wert an, ich würd auch etwas für ihn machen, … als Künst­ler. Zähes War­ten, dann, da gäbe es tat­säch­lich was — ob ich was in Anker­form machen kön­ne, einen Sal­zan­ker? Ich sah Licht: Sicher! Er brau­che ein Geschenk, dem­nächst. Ich, das trä­fe sich gut, da die Sache in jedem Fall gut Zeit brau­chen wür­de. Ich würd ihm mei­nen Anker­vor­schlag in Kür­ze vor­bei­brin­gen. Also, Deal, und ich bekam so zwei Hän­de voll ori­gi­nal­est Lüne­bur­ger Sie­de­salz, fri­schest gesot­ten in eine Pla­stik­tü­te zum Mit­neh­men. Und ich, Deal ist Deal, Sal­zan­ker machen!

Ich glau­be, so wie er sprach, dach­te er an ein aus Stein­salz gehaue­nes Werk, wäh­rend ich schon über die Mög­lich­kei­ten nach­dach­te, wie denn das Anker­sym­bol alle­go­re­tisch mit alle­go­re­ti­scher Sal­zung zusam­men gebracht wer­den kön­ne — Salz­krie­chen das unste­te, mit Anker, dem treu­en. Es müs­se ihm gefal­len. Es soll­te auch noch jemand ande­rem gefal­len. Wie ich beim näch­sten Tref­fen erfuhr, ging sei­ne Che­fin in den Ruhe­stand, der Anker soll­te sein Geschenk an sie sein. Mei­nen Vor­schlag nahm er an. Ich bekam meh­re­re Mona­te Zeit.