das Werk­stück

@filterraum

erste Werksalzung

 

@filterraum, Wider­stän­dig­keit; hier jetzt von­we­gen gemein­sa­mer Wech­sel­wir­kun­gen im #Kunst­talk … Was er will: Bloß kei­ne Beschäf­ti­gungs­the­ra­pie oder so.

Als Metal­ler neigt er zu Stahl­ver­bin­dun­gen (und sei es mit Salz).

»Da wollt ich irgend­wie stö­ren.« – Die Sal­zun­gen, die ich bis­her gezeigt hat­te (jüngst die Anker­ar­beit), waren trans­pa­rent (Glas) und weiß, (Spei­se­salz an Glas), also von einer irgend­wie rei­nen Anmu­tung. Von sei­ner eige­nen Bio­gra­phie her (Schlos­ser­ge­sel­le) aber geht ihm das nicht weit genug. Die Inter­ak­ti­on von che­mi­schen Kör­pern, Stof­fen, beson­ders wenn wild, das hat’s gewöhn­lich unrein und kor­ro­siv: also Rost. Eine alte ver­nutz­te Zan­ge in Lake ein­ge­legt zum Bei­spiel; oder eben das Werk­stück.

»Das dau­ert ja ewig.« @filterraum und ich hat­ten – mal sehn, was das www zu den Sal­zungs-Stich­wor­ten bringt – beim Sur­fen eine Fir­ma ent­deckt, die alter­tüm­li­che Gegen­stän­de am Ufer des Toten Mee­res mit Salz­kru­ste über­zieht und dann an Tou­ri­sten ver­kauft. Sie nutz­ten dabei effi­zi­ent die Lake am Ufer und pro­du­zier­ten in Serie, wenn nicht schnell, dann doch eilig. Das hat­te er sich gemerkt. Tat­kraft und bal­di­ge, wenn nicht sogar schnel­le Ergeb­nis­se — o.k. auch eben Salz­krie­chen muß lie­fern!

Damit sind zwei der Angel­punk­te genannt, die @filterraum‑s eige­nes Sal­zungs­pro­jekt von anfang an und kon­zep­tu­ell bestim­men. (Übri­gens zusätz­lich wird das Metall mit der Lake besprüht.)

Selbst­ver­ständ­lich und unmit­tel­bar ent­steht sei­ne Sal­zung  aus den gege­be­nen Situa­tio­nen. So zeigt er sei­ne Sal­zungs­an­la­ge ein­ge­bet­tet in sein Heim, Fen­ster­bank­plan­ta­ge, und in sei­ne Dis­kur­se. Er kön­ne die Ange­le­gen­heit aber »genau­so gut mor­gen im Müll ent­sor­gen«, sagt er.

In etli­chen Gesprä­chen dis­ku­tie­ren wir das Salz­krie­chen hin­sicht­lich sei­ner Gehal­te, Sinn­ver­wen­dun­gen, und Kunst­cha­rak­ter.

So, als wäre das zwei­fel­haft, fragt er mich ein­mal, ob ich, @pymwater, auch die gan­zen Meta­ebe­nen und die Phi­lo­so­phie von dem gan­zen Salz­ge­we­se berück­sich­ti­ge? — Wird man mer­ken … jeden­falls

von den Fra­gen, die wir zusam­men erör­tern, füh­re ich mal vie­re an.

  • War­um blüht das Salz trotz der häu­fi­ge­ren Rost­fär­bung doch an etli­chen Stel­len beharr­lich in Weiß?
  • Unter der inzwi­schen dicken Salz­kru­ste gibt es da eine Stahl­Rost­Salz Aktiv&Mischzone, wie sieht die aus?
  • Und – Wo, zum­teu­fel, ist das Link auf jene Fir­ma am Toten Meer geblie­ben; ich such mich halb wahn­sin­nig?
  • Berück­sich­tigt @pymwater auch die Meta­ebe­nen, die Phi­lo­so­phie von dem gan­zen Salz-Gewe­se? hi-tja-

Ein Gespräch zu dem Pro­jekt haben wir auf Video auf­ge­nom­men. Kommt gleich. Ver­steht sich, daß wir ein­la­den, selbst in den Salz­kriech­mo­dus zu schal­ten, und mit noch wie­der eige­nen Sal­zungs­an­la­gen auf die­ses Unter­neh­men hier zu ant­wor­ten. Ich ermun­te­re Zuschrif­ten.

So ein­fach. Mit belie­bi­gem, belie­big gewähl­tem, Haus­halts­salz rührt man eine Lake an. (Hier am aktu­el­len Arbeit­platz.)

Lake, das ist gesät­tig­tes Salz­was­ser. Man löst Salz in Was­ser, bis es sich nicht mehr auf­löst. (Hier kla­re Lake, s. die klei­nen Bläs­chen.)

Video – @filterraum im Gespräch mit @pymwater

14:42 »Da will ich irgend­wie stö­ren«, Schlos­ser­leh­re; 15:03 Gesel­len­prü­fung, Werk­stück, gab’s noch; 15:41 statt Weiß & Glas, dreckig, Rost, Schutz­schicht Klar­lack ent­fernt, Draht­bür­ste; 16:33 stand nie exclu­siv rum, aus der Kiste, auf den Thron mit dem The­ma Salz­krie­chen; 17:01 Stahl, Bau­stahl, ST37, rostet ohne Schutz weg; 18:06 »Was wurd damals von Dir gefor­dert?«, Boh­ren, Sen­ken, Pres­sen, Press­pas­sung, die Stif­te, Gewin­de, auf­boh­ren und mit der Hand ein­schnei­den, also die Stücke ver­bin­den, Imbus­schrau­ben, ent­gra­ten, Form zufei­len (sich Schwie­len an die Hän­de gefeilt), Maß­hal­tig­keit mit Leh­re geprüft; 20:52 heu­te machen das Maschi­nen; 21:05 ich hab gelernt von 1984–87 Man­nes­mann Röh­ren­wer­ke Rem­scheid (50 Lehr­lin­ge in der Lehr­werk­statt), er hat noch, letz­tes Lehr­jahr, schmie­den und etli­ches gelernt, die fol­gen­den hat­ten CNC (com­pu­ter­ge­steu­er­te Maschi­nen), statt Hand­ar­beit Ter­mi­nal; 22:42 in das Werk­stück kon­den­sier­te Fer­tig­kei­ten, Pokal und Nach­weis sei­ner Fer­tig­kei­ten am Metall, ist nicht im Regal gelan­det, weil er dann in ande­re Berei­che gegan­gen ist, den­noch nicht ohne Stolz; 24:00 schon früh in den 90ern in den IT-Bereich gewech­selt und ganz früh mit Web­sei­ten für ande­re Leu­te, und unter den Kun­den etlich, die so was machen, und denen konn­te er dann näher sein, als wenn er nur Kom­mu­ni­ka­ti­ons­de­sign stu­diert hät­te – jetzt fischt er die­ses Prü­fungs­stück baut er in sei­ner Woh­nung auf, ein Stück Werk und nicht ein Stück­werk (oder?); —

25:56 die Pho­tos, Han­dy­bil­der, Nr.: 01 anrich­ten, unrein, all­täg­lich, so wie’s ist, mal machen, Start­punkt; 31:22 Nr.: 02 Deckel als Rah­men, ganz kla­res Was­ser, Doku und Sal­zung gleich­zei­tig beden­ken, Insel, Dop­pel­kle­be­band, Umge­bung Ter­ras­se, Salz­was­ser ange­gos­sen; 34:55 das dau­ert ja ewig, Zeit, Salzandenken/​Totes Meer, Hitze&Schlosserei, Beschleu­ni­gung, Metall trei­ben, bren­nen, anti­ki­sie­ren; 38:40 Nr. 03 erster Tag der Sal­zung, ich hab hier nen Ofen, der brennt, tu ich den Quatsch mal eben auf den Ofen stel­len, spritz­te; 39:29 Anspruch auf Ori­gi­na­li­tät, Sprit­zer bis oben hoch, ist KUNST, nach dem Anfangs­push in Ruhe gelas­sen; 41:27 Nr.: 04 Doku­men­ta­ti­on, auf Fen­ster­bank zur Beob­ach­tung, wie kommt der Rost? 42:30 die Sprüh­fla­schen Metho­de, also, er sie­det und er sprüht mit Salz­la­ke alles ein; 44:25 Nr.: 05 Rostrot/​Weiß Kon­trast, kommt aus der Anla­ge selbst und ihrer Umge­bung, zur Beob­ach­tung; 46:02 Nr.: 06 loka­le Situa­ti­on, Umge­bung und Ein­flüs­se, Nach­bar­schaf­ten; 46:24 Kit­sch­alarm (?); 47:07 Nr.: 07 Archa­ik von Rot­ten­den Schiffs­rümp­fen, Aura, Licht, Pro­zes­se nah­zu sicht­bar; 48:00 Nr.: 08 Vari­an­te, man könn­te ja 1000e Pho­tos machen; 48:08 Nr.: 09 Salz­kursten­ex­pan­si­on, nach drau­ßen, er hat erst mal eine Zei­tung unter­ge­legt, mit Datum (30.10.2021); 50:10 Nr.: 10 Kit­sch­alarm nun ernst­haft, Deko? Stim­mungs­vol­le Beleuch­tung, Stern­schen, kann man ja abfei­ern, wie man will, Son­nen­un­ter­gangs­ro­man­tik, Kitsch oder das Leben? 50:53 Kitsch, @filterraum, eine ästhe­ti­sche Kate­go­rie wie vie­le, @pymwater ein gewoll­ter Sucht­me­cha­nis­mus, der hin­sicht­lich sei­ner Ver­spre­chen ent­täu­schen muß um nach­le­gen zu kön­nen, Zir­kel von Begeh­ren und Ver­geb­lich­keit; 51:80 ist der­zeit aus­ge­trock­net, steht da jetzt, darf nicht weg – schön, wie auf die Wei­se das »Werk­stück« eine neue Anwe­sen­heit gewinnt und auf solch leben­di­ge Wei­se prä­sen­ta­bel wur­de – Staub­fän­ger, kos­mi­scher Staub, 53:36 oder doch in den Müll, gegen den Mes­sie im Künst­ler, so viel Kunst geht in die Ton­ne, statt des­sen Neu­an­fän­ge woan­ders von wem anders wann anders; 56:52 jeder kann mit­ma­chen! Die Bot­schaft vom Salz­krie­chen. Neu­gie­ro­nau­tik.

doku Zeitlinie Salzungsprozess J

Par­af­fin ver­bren­nen und Was­ser ver­dun­sten. Das Aus­strö­men von Licht­schein und Salz­kru­ste.

m2k

Die Lust an der vir­tu­el­len Wie­der­ho­lung

@matze2001 setzt blan­ke­ste 3D-Rekon­truk­ti­on der Kor­ro­si­on ent­ge­gen. Was das Werk­stück nie war, wird es in Gedan­ken und Soft­ware. Edel. Glo­ri­fi­ca­ti­on-Bam­bi, macht­voll und kit­schig zugleich. Unbe­rühr­bar und auf dem Weg zur ewi­gen Idee, ist es zugleich per­sön­li­che und freund­schaft­li­che Geste. Preis­ver­lei­hung.

Nichts wirk­li­ches ist ewig, sagt man. Rostet soet­was nie? Man könn­te Rost hin­zu­kon­stru­ie­ren. Das aber mei­ne ich nicht. Ich mei­ne all die Vek­to­ren, die die­se Ansich­ten in Erschei­nung tre­ten las­sen. Aber ja, sogar Com­pu­ter­welt ist von extern wie intern von Irre­gu­la­ri­tä­ten bedroht, soft wie hard – natür­lich. Man beden­ke welch ein Auf­wand an War­tung und Diens­st­lei­stung, Wei­ter­ent­wick­lung, Erneue­rung u.s.w. u.s.f. nötig sind, dies  hier über die Zei­ten zu brin­gen. Ewig­keit ist leicht, zur End­lo­sig­keit: kei­ne Chan­ce.

Kor­ro­siv­preis – Ita ut ars cra­ti­cu­lae non negli­ga­tur*.

*(Auf daß die Kunst im Rost nicht über­se­hen wird.)