»Vögel
Schauspiel von Wajdi_Mouawad, theater-lueneburg.de/stuecke/voegel/
Notiz.
Gestern die ganze Familie in der Premiere. Überzeugend inszeniert und begeisternd ausgespielt in vielen eindrücklichen Momenten, dramatisch scheitern die Figuren am Identitätszwang. Sei homogen, gar als Partei:
Auf welcher Seite stehst Du, wie fanatisch in welchem Glauben auch immer, unter welchen Verhältnissen auch immer und sei loyal wie gefordert.
Dies alles zu übersteigen in jedem Moment möglich — aber nein.
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Utopielos. Außer in der Parabel, vom Vogel, der auch Fisch sein kann.
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Die Figuren werden von den Verhältnissen und der Vergangenheit und den psychischen Zerreisszwängen gefressen. Utopie: ?
Weder das Beispiel aus der Geschichte, »LeoAfricanus«, noch das der eigenen Biographie, Rettung aus dem Massaker, gelten; nein, führen erst recht ins Verderben.
Mir klangen die Ohren nach einiger Zeit vor lauter Vaterlichem, Mutterlichem, Vererbe, Gewurzel, Zugehör und Verleugne.
Man kann Erbe auch ablehnen; wissen, es liegt vor, ABER, nein Danke.
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hasan ibn mohammed al wazzan, en.wikipedia.org/wiki/Leo_Africanus
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In den Kritiken, die ich inzwischen überflogen habe, wird genannt, was Eitan studiert, Genetik, aber von Wahida, nur, daß sie an einer Doktorarbeit schreibt. Ihr Thema wird nicht erwähnt. (Hat ja auch mit eigner Herkunft direkt »nix« zu tun. Soso? — Es ist der Kern!)
Eine freischwebende Identität, unidentisches Selbstsein, Frontendurchdringerei, auch noch von einer fruchtbaren Frau studiert, ist wohl unaussprechlich!? Thema: LeoAfricanus – Antireligiös wunderbar utopisch. Jemand, der Fesselungen durchtaucht. Religio: »ich binde Dich an«; neenee.
Halte dich frei!
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In Lüneburg gefiel mir besonders das Bühnenbild aus ständig migrierenden hohen weißen Wänden, Rahmen, der Raum ist unstete Nischen in denen den Szenen je die ihre sich bot, gleich wieder verschwunden, teils im Tempo der schreitenden Figuren in die Weite mal, mal stop | Barriere/Ausweglosigkeit, Schrank.
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