Tanz­stück von Olaf Schmidt:

Cara­vag­gio

Blog­ein­trag zu dem ein­dring­li­chen Stück, das ich am 2.6.2023 am Lüne­bur­ger Thea­ter gese­hen habe. (You­tube-Schnip­sel)

[ich schrei­be direkt ins Netz, aber las­se mir Zeit, Bei­trag wächst noch … — Es geht mir übri­gens nicht dar­um, die Hal­tung eines Kri­ti­kers ein­zu­neh­men, son­dern um die Auf­nah­me und Wei­ter­füh­rung von Impul­sen, dar­um, Wir­kun­gen über zu lei­ten, Aneig­nung, Umspan­nung. (Programmheft/​Libretto, PDF.)]

»Hl. Johan­nes der Täu­fer mit einem Wid­der«. 1602, Michel­an­ge­lo Meri­si da Cara­vag­gio (1571–1610)

An Teer den­ke ich und an Federn.

Es gibt hier Engel mit über­fe­der­ten Flü­geln, weiß, und einem Kör­per, schwarz.

Sie flie­gen offen­bar nicht mit­tels der effi­zi­en­ten Feder­ord­nung von Vogel­flug. Engels­flü­gel sind befie­dert, als wären sie kleb­ri­ge Flä­chen mit Bett­fül­lun­gen über­stäubt.

Das sind alte Engel, und wel­che, die noch kei­ne Flü­gel haben. Grau­haa­ri­ge Put­ten. Quick­le­ben­dig untot. Betrach­tet man die Köp­fe allein, sind’s jeder­man-Men­schen, all­täg­lich. Sie ste­hen her­um. Sie drücken sich in die Ecken, wache Augen, Iro­nie, Put­ten-Posen-Scha­ber­nack, par­odie­ren feder­leich anti­pa­the­tisch.

(Raf­fa­els bengli­ge, in die Jah­re gekom­men, über die Jah­re hin­aus, doch noch immer, tja ja tzz pff.)

Soweit das Gefie­der, aber der Teer.

Das Tie­fe, das Anhaf­ten­de.

Es gibt hier schwarz geklei­de­te Tän­zer und es gibt far­big geklei­de­te. Die schwar­zen bewir­ken das Bewe­gen der far­bi­gen, kann man das so sagen? Oder anders. Clair-obscu­re. Die Male­rei, die Ober­flä­chen, For­men, Kör­per aus dem Dun­kel her­vor­tre­ten, in Erschei­nung tre­ten las­sen kann. Man denkt, das liegt am Licht, und man denkt also an das Licht als einen Akteur, der die Erschei­nun­gen aus der Dun­kel­keit her­vor­holt, qua­si mei­ßelt, wel­ches, wo es fehlt auch Auf­trit­te ver­ei­telt. Aber man kann es auch genau umge­kehrt sehen; Elms­feu­er auf den Flan­ken der Wogen: es ist das Dun­kel wel­chem alles auf­quillt, wel­ches Form gibt und indem an den Gren­zen, den Ober­flä­chen sei­ner Bemü­hung, dem Extrem sei­ner Strö­mun­gen, sei­nes Tan­zes die Din­ge zu Licht wer­den läßt, sicht­bar, also mate­ria­li­siert.

Mut­ter des Lichts. Basis­kon­ti­nu­um.

Durch­aus hat es schar­fe Kan­ten.

Es gibt also die­se und die ande­re Welt. Die­se, die wir zu ken­nen mei­nen und jene, die wir uns als fremd vor­stel­len. Die­se mit ihren Fuß­gän­ger­zo­nen, Stra­ßen­sze­nen, Geschäf­ten und Betrug, Nut­zen­zie­hen auf Leben und Tod, ratio­nal und ver­nunft­los, Täu­schun­gen und im Auf­bau von Ech­tem, das Hef­ti­ge, die Lei­den­schaft, den Tri­umpf, die Höhe und ihren Fall, die Lei­den­schaft als Nie­der­gang, den ganz gewöhn­li­chen Mord, unge­recht, ver­stö­rend, vor allem ordi­när nach stu­pi­den Regeln, Regel­brü­chen — man trifft sich, man schlägt sich. Man ver­letzt sich. Man tötet, man stirbt. Jäh, je ver­ein­zelt.
Es gibt also die Ander­welt. Und was dort treibt und getrie­ben wird, Strö­mun­gen, Wir­bel, Tän­ze, das, was fremd her­über­greift, hat wah­ren Ein­fluß, Hand­pup­pen­spiel, ist was uns hier die Glie­der rückt und rich­tet, die Hän­de hebt zum Sto­ße, und hät­ten sie auch Schwer­ter in den Fäu­sten. So erkennt man die schwar­zen Tän­zer, wie sie Hand anle­gen, den far­bi­gen die Arme, die Bei­ne, die Kör­per bewe­gen. Man­cher, der meint, er flö­ge, wird dun­kel getra­gen, manch einer umarmt, wird aber ver­schlun­gen, manch eine begehrt doch wird dun­kel hin geris­sen, man­che beraubt, spen­det jedoch, oder, und so geht es auch im Guten: Wie sanft, wie barm­her­zig, wie voll gro­ßem Mut, ein­ge­fä­delt in die Lie­be, Nähe und Leben­dig­keit, Glück — durch der And­ren Dun­kel­grün­de.

Man sucht sich. Für man­che ist nicht klar, von wel­cher Sei­te sie sind und kom­men, mög­lich, daß sich solch auch ändert. Man tauscht. Jene eher all­täg­li­che Far­big­keit schat­tet sich dunk­ler, jenes Schwarz sym­bo­li­siert sich mit­tels Far­be. Man geht mit­ein­an­der spürt, umschlingt sich, ist die­ser Kno­ten einer der Lie­be, einer aus Kampf, krampf­rin­gen mit dem gegen­sei­ti­gen Schick­sal, Geschich­ten ten­ta­keln umein­an­der, Visio­nen hin und her, Ein­flüs­se, es gibt eine schlüpf­ri­ge, sump­fi­ge Regi­on, Wel­len, Bla­sen, Quell­pil­ze, Ober­sei­te gleich Unter­sei­te, negativ=positiv: so ent­ste­hen Bil­der. Das Gesit­te­te hier ist die Aus­schwei­fung dort, was dort alter, wird hier ego, Sex und Ero­tik, die Aus­schwei­fung hier mag dort Sitt­lich­keit erzeu­gen. Orgie ist nicht, was man dafür hält. Man weiß wie man Kup­fer­fo­li­en treibt. Kom­ple­men­tä­re Reli­efs.

»Hl. Johan­nes der Täu­fer mit einem Wid­der«. 1602, Michel­an­ge­lo Meri­si da Cara­vag­gio (1571–1610) Was soll das mit dem Wid­der? Sind nicht des Täu­fers Attri­bu­te Fell­ge­wand, Kreuz­stab, Tauf­scha­le und Lamm? Aber nun so nackt, so zwei­sam mit dem Wid­der? Ist nicht der Wid­der im Gegen­satz zur Sanft­heit des Opfer­lamms, das heid­ni­sche Tier dio­ny­si­scher Frucht­bar­keit und pani­schen Schreckens? Der ande­re Hir­te? Johan­nes der Pro­phet der Gött­lich­keit Jesu, welch eine pro­phe­zeit Cara­vag­gio in die­sem Gemäl­de?

Cara­vag­gio ist so ein Ham­mer. Fein­ster Pin­sel. (doch kein Sfu­ma­to.) Chia­ros­cu­ro. Er malt aus dem Dun­kel her­aus. (Doch ohne Sfu­ma­to.) Er scheint das Dun­kel zu suchen. (Sfu­ma­to nein.) Er lebt in einer Zeit, wo Malen eine Form der Magie ist und Magie Hand­werk. Nichts Unbe­stimm­tes, kras­se Schlä­ge, scharf nach vorn getrie­ben, sicht­bar licht Zau­ber, action given, in Gang gesetz, aber ist es nicht doch nur ein Tableau? Pas­si­onné­ment vivant. Soeben sieht man, wie das Leben, der Tanz, zu Tableaus gerinnt. Die Tän­zer füh­ren es vor! Aus dem Ent­wick­ler­bad, Pho­to, Kino, Vir­tu­el­le Rea­li­tätn, Medi­en­misch­ma­schlammas­sel.

Ursup­pi­ge Wür­mer, die ten­ta­keln, wir Okto­po­den, die Ver­su­chung ver­su­chen, unver­se­hens ist ein Mord gesche­hen.

Was aber nicht ist, was getanzt wird.

Schü­ler­ar­beit aus den sieb­zi­ger Jah­ren, selbst aus­ge­ar­bei­tet. Ver­staubt her­vor­ge­holt, tat­säch­lich, hat­te ich auf­ge­ho­ben, habe ich (Zwin­kers­mi­ly). Wie Ideen mich ding­lich beglei­ten. So.
[s. Link, Video]

Unver­se­hens, wie nicht aus­ge­führt, anfangs tauch­te öfters ein Schwert auf, immer mal hat­te jemand ein Schwert in der Hand, bedeu­tungs­voll hängt Gewalt in der Luft, hängt irgend­et­was davon ab, daß Blut fließt, daß Rot rot ist in gesät­tigt blu­ti­ger Atmo­sphä­re — vie­le abge­schnit­te­ne Köp­fe in Cara­vag­gi­os Werk, Schwer­ter muß ich (mich dran gewöh­nen) als Gebrauchs­ge­gen­stän­de zu sehen, durch­set­zungs­tark, wer in Schlä­ge­rei­en obsiegt. Behaup­te dei­ne Bedeu­tung. Bedeu­te dei­ne Behaup­tung. Streich. Alle rann­ten stän­dig mit dickem Hals rum, sprich gefähr­det. Dann ist da eine Lei­che im Rot. Mal wird man selbst drauf ersto­chen, mal fol­gen vogel­frei stres­send die Eryn­ni­en rach­süch­ti­ger Herr­scher und Ämter. Trotz­dem hat es noch Maler­kar­rie­re bis zu sei­nem Ende.

Ich weiß nicht ob unmit­tel­bar das getanzt wur­de.

Rot gab es genug, unglaub­lich male­risch, pathe­tisch, aber so waren sei­ne Bil­der ja auch. Ich habe län­ger über­legt, jenes pro­gram­ma­tisch über den Blog hier zu set­zen, wo dem auf den Boden gepress­ten Johan­nes der Kopf abge­met­zelt wird. Im abflie­ßen­den Blut, »fMi­chel­An«, Cara­vag­gi­os Signa­tur (oopff). Aber dann fand ich die­sen Wid­der, der so nah dem jugend­li­chen Johan­nes, so nah dem Maler, so innig Kopf bei Kopf bei Kopf: ein Bild so unhell gemalt den­noch ein Durch­schei­nen, zieht man den Dun­kel­grund mal eben ab so hell, Gele­gen­heit das Motiv über Weiß­grund zu zie­hen.

Es schaut der Jun­ge selt­sam ertappt.

Ein Cara­v­ac­cio-Dia. Dia heißt, »hin­durch«.

Exkur­sI: Dunk­le Tän­zer, auch sol­che, die ver­bor­gen blei­ben, auch wel­che, all­prä­sent, nich unbe­dingt all­mäch­tig wir­ken. (Was ich so ein­sam­mel und Quer­link Nacht.)

Schwarz ist nicht Schwarz. Das Bal­lett, Lay­er­spie­le, Schwarz ist als Trans­pa­renz zu deu­ten, Durch­läs­sig­keit, Tie­fen­schmelz, o.k. das Kunst­vol­le an getanz­tem Chia­ros­cu­ro. Vir­tuo­si­tät als Distanz. Was müs­sen sie alle geübt haben, »Was eine Arbeit!« – bleibt im Dun­kel; oder daß alles eben Ansicht bleibt. Vor­füh­rung. Ober­flä­chen­phä­no­men. Das Thea­ter über­win­det das Thea­ter nicht. Büh­ne bleibt fake. — Wie mäch­tig das Dun­kel wirkt und ein­greift, wird aber doch wohl klar? Auch Akti­on Reak­ti­on?
Ja, und man bezieht auch Stel­lung.

Den­noch wer­de ich mir bewußt, was fehlt. Das Moment Ernüch­te­rung, Real- und Rea­li­täts­kunst, eine Auf­he­bung der Publi­kum-Akteurs Distanz: und sei es nur … que je vou­lais une »action-directe«-trouvée, par ex. col­la­bo­ra­ti­ve.

Auch eine die­ser Hän­de aus dem Dun­kel. Wie durch Zau­ber­hand erhält sich die Kon­ven­ti­on. Hier die gucken, dort die zei­gen. Magisch und ewig gege­ben — mei­ne Schwäche&Traurigkeit all­weil sinn­los und hoff­nungs­los mei­ne Erwar­tung, das Mas­siv kön­ne fal­len. Berg.

Oder der Quay; als nega­ti­ve Clapo­tis.

Es sei denn. Wid­der, das bedeu­tet auch Trotz.

Exkur­sII: Dunk­le Tän­zer, Lava-Dia­pi­re, die Augen geschlos­sen; inne­re Erfah­rung und inne­rer Sinn. Wie orga­ni­sie­ren Tän­zer die Räu­me, die sich in ihnen erschlie­ßen, sobald die Augen zu und die Auf­merk­sam­keit – nicht beim Ver­lust äuße­rer Ori­en­tie­rung ist – son­dern bei den Inter­ak­tio­nen kör­per­li­cher Vor­gän­ge, wie die­se spür­bar sind. Bezie­hungs­wei­se, es sind die­se doch ein­ge­bet­tet in einen dunk­len Raum, der mit den gewohn­ten Kör­per­gren­zen nicht kon­gru­ent ist, der zu Aus­stül­pun­gen, sogar Ver­schmel­zun­gen oder über­ra­schen­den Tei­lun­gen neigt, … Die Ereig­nis­se in ihrer Bewe­gung, die Abfol­gen, Ket­ten, Den­dri­ten bil­den, Leucht­spu­ren, auf­glimmend, Schmerz­blitz, ver­glü­hend.

Ich ver­ges­se nicht, es tan­zen dort auf der Büh­ne pro­fes­sio­nel­le am außen-Tat­säch­li­chen ori­en­tier­te Tän­zer.

Mit wel­chen Wör­tern erfaßt man die inne­ren Bewe­gun­gen des eige­nen Kör­pers? Schlie­ße die Augen und ganz lang­sam, kaum merk­lich, absichts­los, wie aus jewei­lig loka­lem Bedürf­nis beginnt eine Ver­än­de­rung in dem dunk­len Raum den dein Gespür dir öff­net. Kann man es so sagen? Erfaßt du die Bewe­gung, die so anhebt. Begreifst du sie, wäh­rend dei­ne Hand dir doch abhan­den gekom­men ist, wäh­rend in der ande­ren Sei­te, Hüf­te, eine Fal­tung – zag­haft, unaus­ge­führt – als der Rand einer sanft wan­dern­den offe­nen, sich ent­zie­hen­den Zone, dunk­ler nun läßt der Rand, und die Rip­pen fan­gen ihn mit einem Gestreu­sel win­zi­ger Schmer­zen. Minu­ten über Minu­ten kann ich, der sich lang­sam bewegt und wenig, die Ereig­nis­se im Innern ver­fol­gen. Das Inne­re hab ich tat­säch­lich nur, wenn ich die Augen geschlos­sen hal­te, denn die Innen­sei­te geht mir als ein Dun­kel­raum auf. Die Gewe­be des Kör­pers wer­den dem Gespür als sol­che nicht bewußt. Und wenn ich die Augen schlie­ße, dann ist das weni­ger, um das Licht raus­zu­hal­ten, ich schlie­ße halt die Tür.

Ich strei­che mit den Fin­gern von der Schul­ter über die Brust dia­go­nal zum Bauch. Die Berüh­rung, eine Sen­sa­ti­on der Ober­flä­che, wie tief und wohin dringt sie ein? Wie fühlt Wär­me sich an? Was ver­än­dert sich, sind es Anspan­nun­gen, die ihren Weg beglei­ten? Da faßt plötz­lich ein frem­der Griff mein Hand­ge­lenk. Wär­me, Druck, Wider­stre­ben, Zug, Ver­trau­en, dahin also, nein hier­hin, Will­fah­ren, aber unori­en­tiert. Die Bahn, geht in die offe­ne Wei­te, weg vom eige­nen, nur das Ansin­nen, der ande­ren Hand, und wie ihr Griff (es ist die­ser Griff der exi­stiert) in mei­nen Arm ein­schmilzt, wie ich mich über­las­se und einen Moment mei­ne ich, es wür­de eine Zei­ge­ge­ste gefor­dert, da wer­de ich an eine Run­dung gefügt, etwas Festes dar­in, die ande­re Schul­ter. Mei­ne Fin­ger sto­ßen an, mei­ne Hand öff­net sich und schmiegt sich über die­se ande­re Run­dung – Kon­takt, sehr kom­plex, loka­le Ver­schmel­zung, Aus­tausch von Sen­sa­tio­nen.

Geh in dei­ne Fer­se, zur lin­ken Kan­te des Beckens, … die War­te, im »Kör­per­in­nen«, selbst ist beweg­lich. Die Koor­di­na­ten, zeit­wei­se eher unpas­send, weil, was ist schon»Hüfte«, »Rip­pe«, »Fer­se«.

(Obwohl – alle Trick­ster hin­ken.)

Sen­sa­tio­nen im Raum, Bewe­gun­gen in der Dun­kel­heit, wie irre­al die rea­len Gren­zen mei­nes Kör­pers; was war das noch­mal mit, »… ich schließ halt die Tür«? — schwebt allein und hin-her schla­gend, nir­gends Wand. Wie sich die Emp­fin­dun­gen und wie sich das Dun­kel als nächt­li­che Rei­sen neu for­mie­ren, ähn­lich denen, die man über die Ohren erzeugt, Kopf­hö­rer, Kunst­kopf erzeugt arti­fi­zi­ell-natür­lich Raum­struk­tur Hör­be­geg­nun­gen im All. Medd­le. Wie stellt sich der Cara­vag­gio­tanz, den die Büh­ne dort unten beher­bergt-ent­birgt von den Innen­sei­ten der tan­zen­den Kör­per her dar? Im Bewußt­sein der Tän­zer. Wie die­se sich fas­sen, füh­ren, heben, umein­an­der win­den, kno­ten. Win­dung, Wand, Gewand gewandt, ver­wun­den, umwun­dert. Spek­ta­kel einer­seits Indi­vi­du­en, ande­rer­seits dunk­le Räu­me wie durch Lava­lam­pen, wie tei­len dort sich Absich­ten mit? Ver­schmel­zen.

Es kommt zu leben­den Pla­sti­ken aus zwei, drei, etli­chen Tän­zern, Tanz sowie­so Tableau Vivant als Bewe­gungs­form friert nun immer wie­der ein zu Dar­stel­lun­gen aus dem Bild­re­per­toire Cara­vag­gi­os, ja der Kunst­ge­schich­te. Die Büh­ne als Bild­ge­ber, als selt­sa­me came­ra obscu­ra. Umge­kehrt das Publi­kum als Rück­wand. Stän­dig das Spiel von Ober­flä­che und Tie­fe mit dem Inein­an­der unter­schied­li­cher Dimen­sio­nen. Cara­vag­gio erforscht wie aus­ge­wei­det.

Bild­wis­sen trifft sich mit Kör­per­wis­sen und dem des Tan­zes. Gibt es gefühl­te Ver­schmel­zun­gen über die Tech­ni­ken der Dar­stel­lung hin­aus? So als habe eine Kör­per­grup­pe sich sozuz­sa­gen in der Ein­heit­lich­keit eines vir­tu­el­len Mar­mors, als gemein­sa­mes Innen-Dun­kel Space-end, von Bewe­gungs­er­leb­nis­sen durch­zo­gen?

die Woge über­schlägt
den Was­ser­spie­gel sich selbst
dar­in betrach­tend

Oder so: Batail­le macht einen selt­sa­men Unter­schied zwi­schen Sexu­al­ti­ät und Ero­tik. Alles, was mit der Fort­pflan­zung zu tun habe, indi­vi­dua­li­sie­re. Dif­fe­renz­ma­schi­ne. Sex ver­ein­ze­le, brin­ge Indi­vi­du­en her­vor und neh­me sie zurück. Ero­tik ver­bin­de. Ero­tik sei die Tief­see, die alle, jedes der, Wel­len­in­di­vi­du­en fül­le, tra­ge, bewe­ge, sei deren gemein­sa­mer Kör­per.

Ero­tik sei, »Zustim­mung zum Leben bis in den Tod hin­ein.« [Batail­le, L’é­ro­tis­me, Ein­füh­rung]

Chiar:oscuro. Sie glät­te, unter­bie­te, glei­che aus, ebne, star­te ~ ~ ~ fein­stes Anhe­ben der Schwe­re­wel­len nach der Flau­te plan faßt es sich — über­stei­gert: Mon­ster­wel­le aber nega­tiv, ‑ntal, absor­bent Sen­ke, Klaf­fen, Cha­os, Mahl­strom, das All als Mouth. Cha­os noch Hesi­od: »Zu aller­erst wahr­lich ent­stand das Cha­os, aber dann …

Hesi­od, »Theo­go­nie«, übers., erläu­tert von Karl Albert, 1998, S.53 ; Aca­de­mia Verl.
– Anmer­kun­gen von mir.

Tän­zer fah­ren gro­ße Sta­ti­ve mit Thea­ter­schein­wer­fern, Pro­fi­ler, Ver­fol­ger, fackeln durch die Sze­ne. Licht insze­niert die Käm­me der Fin­ster­nis, Bild­haf­tes taucht auf. Ein­zel­nes, Kör­per­tei­le zu Kör­pern, Iso­lier­tes, was Zusam­men­hän­ge ahnen läßt. Ver­dacht.

(Wind.)

Erotik, Gewalt, Sex. Ténè­bres. Ténè­bris­mo. Hesi­od, Cara­vag­gio, Batail­le, Cyber­Gib­son, Inspi­ra­ti­on Over­dri­ve. Nacht, Schwarz, Düster­nis? And Crime. Kon­si­stenz.

Gib end­lich die­sen Dua­lis­mus auf!

 

Wie wird das Dun­kel pla­stisch? Dri­ve sper­ri­ger Kon­struk­te steu­ert Auf­merk­sam­kei­ten. Irgend etwas da, sie auf­zu­fan­gen?

Situa­ti­on und Rea­li­tät – Moni­to­ren, Schir­me, Häu­te, Stof­fe, Staub, der Boden emp­fängt und trägt Spu­ren, halt­bar, bis Pin­sel sie ver­wi­schen, Eph­eme­res bleibt wider Erwar­ten lang: Maler und wie er sei­ne Lein­wand bil­det.

Maler und wie sie ihre Lein­wän­de bil­den. Tän­zer.

Trag­flä­chen.

Spu­ren­si­che­rung. Indi­zi­en auf­fan­gen und auf­fas­sen. Action wird Pain­ting. Plötz­lich ist an Far­be über­ge­nug im Spiel, Reso­nanz­cho­reo­gra­phie inter­fe­riert Fin­ger­farb­tän­ze über Haut und Tri­kot, wie sie sich gegen­sei­tig Far­be geben. Ein ande­res Leben, spie­len­des Gespür, Grenz­flä­chen­über­schrei­tun­gen, aus Druck wird Abdruck, die Haut der Tän­zer sich gegen­sei­tig Palet­te, pastos fül­len Grund­far­ben – glit­sch – Zwi­schen­räu­me, Kräf­te, Bewe­gun­gen, Tän­zer mes­sen sich anein­an­der, kon­kre­ter als jeder Maß­stab, bunt, anthro­po­me­tri­sche Streu flüch­ti­ger Gleit­kon­tak­te anein­an­der, tep­pich­nass Filz pro­prio­kon­zep­ti­ver Teil­ga­ben: an ein Tuch, Streich, eine Lein­wand, hell zwei­di­men­sio­na­le Nebel­kam­mer, Beweiß.

Und wird denn auch vom Tanz­bo­den, über den sie alle roll­ten, auf dem sie lag, die Lein­wand, auf­ge­rich­tet und vor­ge­führt. Cara­vag­gio lebt.

Bunt auf Weiss. Aus­le­ge­wa­re.

Noch ein Blick zum Gemäl­de zurück. Fal­ten, eine Decke, Stoff­bahn, wie sie die Haut des Ober­schen­kels beklei­de­te, gegen­sei­ti­ges schmie­gen, abglei­ten, Gewe­be unter dem Gewe­be, zar­te Emp­find­sam­keit, tat­säch­lich ent­blößt, das wei­che Tuch und ein sinn­li­ches Fell, ein Bett der Berüh­run­gen, die der Maler­pin­sel als Far­be auf­trägt, Feh­haar sanf­tes Ver­trei­ben trans­lu­zen­ter Lasu­ren, dar­un­ter Zeich­nung und Grund, dar­un­ter die auf Keil­rah­men auf­ge­zo­ge­ne Lein­wand.

Drum­her­um, Umwelt, Gesell­schaft, sei­ne Mög­lich­kei­ten zu leben, die Zeit, die je aktu­el­le Büh­ne, das Trom­meln der Füße, die tan­zen.

Gra­nu­lat. Gra­nu­la­ri­tät.

Die KI, wow, noch eine Wahn­sin­ni­ge!

Ein Innen­le­ben aus hid­den cur­ri­cu­len, sich win­den­den­den Para­dig­men, laten­ten all-Macht­phan­ta­sien. Wer war es noch, der der Rea­li­tät selbst die Ver­nunft absprach.

Pho­to­me­trie –
Außen­an­sicht ver­schmilzt Objek­te zu einer Haut ohne Dicke, die Innen­an­sicht ist vir­tu­ell.

Wie wei­ter, wenn nicht schon hier ver­las­sen — …

Noch wie­der eine Inter­na­li­tät, ein Unzu­gäng­li­ches, wel­chem Dun­kel zuge­schrie­ben wer­den kann. Opa­zi­tät. Vom Mas­siv zur Trans­pa­renz zur Durch­dring­lich­keit zur Wirk-

Ich las­se den Bei­trag hier los. Um woan­ders, bei Gele­gen­heit wie­der anzu­set­zen.

[[Wei­ter mit: ?? nicht hier — falls doch …

Par­ti­ku­lie­ren­de Zusam­men­hän­ge; Staub der Infor­ma­ti­on; Infor­ma­ti­ons­stäu­be;

Grenz­flä­che, Dimen­sio­na­li­tät, All­tag und ande­re Ver­or­tun­gen im grad mal auf­schei­nen­den Situa­ti­on ??? …

Gra­nu­la­ti­tät

Palett­mes­ser

und Buz­zwords

Cy Twom­bly, Yves Klein, Pol­lock,

Micha­el Ser­res, Sinne/​Mischungen – Bon­nards Bademantel=Leinwand

Streif­lich­ter dra­ma­ti­sie­ren, gebann­te Kör­per­re­so­nan­zen

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