Initia­ti­ve: »Erster Dah­len­bur­ger Kri­stall­gar­ten.«

Lebens­zei­chen & Wag­nis­pat­tern

In enger Zusam­men­ar­beit mit dem Kunst­fleck Dah­len­burg (Gale­rie, Ver­ein und Per­so­nen)

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Stich­wor­te &
Argu­men­ta­tio­nen

SalzkriechenLogo

Ich sag immer, mei­ne Web­site ist zum Stö­bern da, Stö­bern, Ten­ta­keln, … so stö­bernd und ten­ta­tiv ist auch mein Ver­hält­nis zu mei­nen Pro­jek­ten. Was dabei her­aus­kommt ist eine Streu von Impul­sen, klei­nen, nie abge­schlos­se­nen Klä­run­gen, kur­zen Gedan­ken­gän­gen, Ent­deckun­gen u.s.w. Die­se hier zum Kri­stall­gar­ten­pro­jekt mit dem Kunst­fleck für Dah­len­burg. Durch­ge­hend ver­su­che ich die Sal­zun­gen mit den geopPat­tern kon­zep­tu­ell zusam­men zu den­ken.

Eine Zeit lang schien es, würd die­se Sei­te weit­ge­hend text­la­stig, dann ent­deck­te ich die Pho­tos wie­der, wel­che die Künst­le­rin Bir­git Mat­ter von einem Sal­zungs-Ver­suchs­feld in ihrem Ate­lier gemacht hat. Sie hat mir erlaubt, die Pho­tos hier zu ver­wen­den. Nicht, daß ich hier nen Stan­dard set­zen möch­te … [Es gibt (s.u.) eine extra Notiz Bir­git Mat­ter, die Bil­der sieht man ja … [Lei­der hat es (noch) kei­ne Pat­tern­kol­la­bo­ra­tio­nen in Bei­spiel­pho­tos …

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klein, davon aber viel

Ich gebe zu, ein Grund für die »Initia­ti­ve erster Dah­len­bur­ger Kri­stall­gar­ten« kommt bei mir aus einer schwer­mü­ti­gen Stim­mung – mir schien die Welt der­art über­wäl­tigt von üblen Ten­den­zen, daß ich ohn­mäch­tig zu füh­len mein­te, sie schei­te­re, wir schei­ter­ten, ange­sichts über­mäch­ti­ger Anfor­de­run­gen.

Näch­tens wur­de mir bewußt, daß fast alle mei­ne Kün­ste mar­gi­na­le Kräf­te unter­su­chen und nut­zen. Mäch­te in Ohn­macht ver­sun­ken, gleich­sam geschrumpft. Poten­tia­le Ker­ne.

Salz­krie­chen und Pat­tern­wu­che­run­gen erschie­nen mir plötz­lich als Mög­lich­keits­ge­ne­ra­to­ren: und dann posi­tiv die Erkennt­nis: »einen Kri­stall­gar­ten schafft man nicht allein!«

Das klei­ne Poten­ti­al behaup­ten. Dem klei­nen Glück anhän­gen. Es gibt Momen­te, wo die Welt gut ist. Klei­ne Grup­pen erar­bei­ten unter dem Radar Impul­se von Glaub­wür­dig­keit. Man züch­tet klei­ne Salz­be­we­gun­gen in Gefä­ßen, die wie­der­um zusam­men einen Kri­stall­gar­ten erge­ben. Pat­tern­par­ket­te sam­meln Zip­fel­zet­tel bunt, klein, aber man über­zieht damit Wand­flä­chen Patch­work­kri­stal­li­sa­tio­nen. Klei­ne Poten­tia­le, klei­nes Fun­keln, klei­ne Auto­no­mie: fin­den, sam­meln, zei­gen, sym­bo­li­sie­ren, aber davon viel. Wie es zusam­men­kommt — im Grun­de kein Akt. Wenn genü­gend Per­so­nen genü­gend klei­ne Ener­gien zusam­men flie­ßen las­sen, dann ent­steht gleich­sam sickernd ein Gar­ten der Kri­stal­le und macht den Kunst­fleck zu einem Raum Dah­len­bur­ger Bür­ger­kräf­te.

Bodensatz, Matter Versuchsfeld

Die klei­ne Macht inmit­ten der Ohn­macht.
Ohn­macht ist nicht leer.

Anla­ge

Dazu pas­sen »Initia­ti­ve« und »Vor­ha­ben«.

Initia­ti­ve. Ein Anfang mit Anstoß­cha­rak­ter. Bewir­ken wol­len. Es ist nicht egal, was man erreicht. Aber alles was sich errei­chen läßt, lohnt die Auf­merk­sam­keit nähe­rer Unter­su­chung. Bedenk­lich­keits­fak­tor hoch. Vira­les Wei­ter­wir­ken ist erwünscht.

Vor­ha­ben, Pro­jekt. Es mag unbe­stimmt sein, den­noch vol­ler Plä­ne, jeden­falls ist’s mit einem Fuß (min­de­stens) in der Zukunft. Man kann hin­ein­sprin­gen [Ein Quan­ten­vor­gang].

Womit etwas beginnt, wor­aus etwas wer­den kann; ein wei­te­rer Anfang (inmit­ten aller Anfän­ge), eine Ermög­li­chung, eine Ermäch­ti­gung nach vorn, ein struk­tu­rier­ter Ursprung — aber man weiß noch nicht, was folgt. Sal­zungs­an­la­ge: Ionen, die zuein­an­der wol­len. Par­ket­te: Pat­tern, die zuein­an­der pas­sen. Es stimmt nicht, daß der Samen auf den Baum abzielt, der aus ihm her­vor­dringt. Mit dem Samen ist ein Lebens­raum ange­legt, der sei­ne Erfah­run­gen noch machen wird. Ich den­ke in Anla­gen.

Fleck

Das Gegen­teil von Fleck ist Ort. »Ort«, mhd. ahd. Ort ›Spit­ze (bes. einer Waf­fe, eines Werk­zeugs); äußer­stes Ende, Punkt; Ecke, Rand; (…)‹« — Orte kön­nen Flecken töten, prä­zi­se ver­mes­sen, Stech­zir­kel auf Kar­ten. »Fleck, Flecken«: (…) im Mhd. die Bedeu­tung ›Ein­ge­wei­des­stück‹, (…), wie denn auch mhd. vlec auch ›Schlag, klaf­fen­de Wun­de‹ bedeu­ten kann.« [Duden, Her­kunft, 1963]

Dah­len­burg, pars pro plu­ri­bus.
Land­schaft als Pla­stik, vie­le leben­di­ge Flecken durch Inter­ak­tio­nen ver­bun­den; die Initia­ti­ve dar­in als ein­be­zie­hend aktiv vor­ge­stellt.

Dah­len­burg – Han­del und Wan­del – ist Markt­fleck; Geschäf­tig­keit, es wird Unru­he bewahrt. Flecken neh­men Bezie­hun­gen auf und deh­nen sich aus. Fleck, das Wort hat in der Her­kunft was Orga­ni­sches, im Bauch, die war­men Ein­ge­wei­de; Bauch­ge­fühl und aus dem Bauch her­aus, Eigen­wil­lig­keit und das Ver­mö­gen zu wach­sen! Auf Kon­struk­ti­ves wird dabei nicht ver­zich­tet. Die Sal­zun­gen und die geopPat­tern gehö­ren hier hin. Um des Wach­sens wil­len gibt die Kriech­be­we­gung der Salz­kru­ste etwas Fleck­ar­ti­ges, kan­ti­ge Kon­struk­tio­nen ent­ste­hen sel­ten. Die Pat­tern sind fleck­ge­stör­te Qua­dra­te bzw. qua­dra­ti­sier­te Flecken, die kom­bi­na­to­risch in die Flä­che wuchern kön­nen. Bei­des hat hohen Selt­sam­keits­fak­tor. Zum einen bestim­men lake­ge­füll­te Gefä­ße und der jewei­li­ge Stand­ort die indi­vi­du­el­le Form, bei der Sal­zung; bei den Pat­tern zum andern sind es deren Bin­nen­zeich­nung sodann deren Kon­stel­la­tio­nen.

Kunstfleck Logo
Der Kunst­fleck im Markt­flecken, von dort aus mich mit jener weich fleck­haf­ten Struk­tur salz­be­we­gen­der Kri­stal­li­sa­tio­nen und expan­die­ren­den Muster­ver­knüp­fun­gen auf das gan­ze Gemein­we­sen ein­zu­las­sen … das war all­zu­schön fleckig, so als Gele­gen­heit, das konn­te ich nicht lie­gen­las­sen. Ich bin sehr gespannt von wegen, wie das Vor­ha­ben eben­hier auf­ge­nom­men wer­den wird. Das Omen recht­fer­tigt eini­gen Opti­mis­mus. (Strah­les­mi­ley)

Und dar­über hin­aus, all das flecki­ge »Samt-« der Samt­ge­mein­den in Dah­len­burgs Umge­bung, gehört, wich­tig, mit dazu – sind sowie­so Teil­ge­ber­krei­se des Kri­stall­gar­tens: Samt­ge­meind­li­cher Hori­zont und Kir­chen­ge­meind­li­cher Hori­zont bei­spiels­wei­se …

aus dem Nichts

Das Nichts und der Kampf gegen die Ver­ödung.

Scheint sowohl Stadt­zen­tren, als auch die Dör­fer zu betref­fen, sowohl Step­pen, als auch Wäl­der, sowohl Gesell­schaf­ten, als auch Indi­vi­du­en: Doch gibt es wohl immer einen Level drun­ter, aus dem her­aus Mög­lich­kei­ten ihre Blü­ten trei­ben kön­nen.

Kla­res Was­ser in Blu­men­va­sen die eine; lee­re Umris­se auf Papier die ande­re Her­aus­for­de­rung. Die eine heißt Sal­zungs­an­la­ge, die ande­re Pat­tern­par­kett (pat­tern ist engl. für Muster). Das Was­ser ist Salz­was­ser und zwar eine gesät­tig­te Lösung, die eine bestimm­te mole­ku­la­re Unru­he in sich birgt. Die lee­ren Umris­se haben eine Form, wel­che die Ima­gi­na­ti­on anre­gen kann. Bei­de tra­gen in sich die Dis­po­si­ti­on, sich wei­ter­zu­ent­wickeln, wenn die Situa­ti­on danach ist. Dann scheint es, als kämen die Kri­stal­le sowie die Ein­fäl­le aus dem Nichts. Ein ursprüng­li­ches Anfan­gen, und jede Lee­re hat unter­schwel­lig ihr vir­tu­el­les Begin­nen. Jede Ödnis kann ihre spe­zi­el­len Blü­ten trei­ben.

Kri­stall

Kri­stall­gar­ten, tat­säch­lich blei­be ich in der Tra­di­ti­on bewuß­ter Gar­ten­ge­stal­tun­gen, wie in Des­sau, der Geor­gen­park, oder das Wör­li­zer Gar­ten­reich, wo sich der gärt­ne­ri­sche und der gei­sti­ge Aspekt gegen­sei­tigt bedin­gen. Das Frem­den­haus im Geor­gen­park war Heim­statt einer mei­ner wesent­li­chen Aus­stel­lun­gen.

Tat­säch­lich geht es zum einen um phy­si­sches Salz (NaCl), wie es sich in bestimm­ten Situa­tio­nen dyna­misch aus­prägt, zum ande­ren um sozu­sa­gen psy­chi­sches Salz, wie sich die Phan­ta­sie bestimm­te Muster (geopPat­tern) leb­haft aneig­net. Äuße­res Salz, inne­res Salz, phy­sio­lo­gisch, psy­cho­lo­gisch, Mole­kü­le und Pat­tern, sym­bol­träch­tig bei­de und ten­die­ren bei­de dazu, sich aus­zu­brei­ten. Inwie­weit bei­de sowohl Lebens­zei­chen als auch Wag­nis­mu­ster sind, ist Teil künst­le­ri­schen Wei­ter­den­kens. Die Salz­la­ke, wenn sie Kri­stal­le abson­dert, schafft im Wech­sel von Auf­lö­sen und Abla­gern nicht so sehr kubi­sche Ein­zel­kri­stal­le als viel­mehr eine schnee­ig anmu­ten­de Kru­ste, mit spe­zi­fi­schen Aus­brei­tungs­mu­stern. Die geopPat­tern, ver­lie­ren, wenn man sie zusam­men­legt, die Prä­gnanz ihrer Gestalt. Sie schei­nen mal mit­ein­an­der zu ver­schmel­zen, mal bil­den sie, gemäß ihrer Ober­flä­chen­zeich­nung neue will­kür­li­che Kon­tu­ren. Die Sil­hou­et­te einer Pat­tern­grup­pe gibt einen lap­pig-zipf­li­gen Ein­druck, ihre Flä­che kann viel­fäl­tig durch­bro­chen sein. Das Recht­ecki­ge einer gewöhn­li­chen Bild­rah­mung wird ver­mie­den.
»geopPat­tern«, noch eine Bezeich­nung! Ich muß dran den­ken, einen Absatz zu mei­nen Wort­ver­wen­dun­gen zu schrei­ben. Hier ist es »Das Pat­tern«, geo­poe­ti­sches Pat­tern (vom Geo­poe­ten) – »pat­tern« ist eng­lisch und heißt Muster. Es hat wie das deut­sche Muster ein inter­es­san­tes Wort­feld, und ich mag sei­nen flat­te­ri­gen Klang. Muster hat dage­gen etwas so grund­sätz­lich zugrun­de lie­gen­des. Das schwe­re »u«. Und man ist so leicht beim Orna­men­ta­len.

Hilfs­be­reit­schaft

Die Kunst sich hel­fen zulas­sen … und was das bringt.

Es gibt eine Auf­fas­sung (Kon­rad Fied­ler), daß man sich künst­le­ri­sche Wer­ke durch einen genau wahr­neh­men­den Nach­voll­zug des künst­le­ri­schen Sehens aneig­nen sol­le. Da die­ses sich über die malen­de Hand ver­mitt­le, wäre man dem Werk am näch­sten, wenn man auf’s Fein­ste, deren Akti­vi­tä­ten auf der Lein­wand nach­voll­zie­he.

Jeder Hel­fer im Kri­stall­gar­ten ist von vor­ne­her­ein nahe­stens am Gesche­hen. Sei­ne Do-it-yours­elf Hal­tung iden­ti­fi­ziert ihn, wie kri­tisch auch immer, mit den ent­ste­hen­den For­men – sei­en es die Aus­blü­hun­gen der Salz­la­ke, sei­en es sei­ne eige­nen Impul­se beim aus­deu­ten­den Zeich­nen der Pat­tern.

Der Kri­stall­gar­ten ist nicht ein Gar­ten ohne Gärt­ner, son­dern einer mit vie­len.

Poten­ti­ell. Es kommt end­lich auf das Spiel der Hilfs­be­reit­schaf­ten an. Man kann anfangs nicht bestim­men, was einen Gar­ten man am Ende haben wird. Es wird die Resul­tan­te der hel­fen­den Bei­trä­ge sein, die den Gar­ten prä­gen wird. Mög­lich, man wird ihn auch gemein­sam ein­rich­ten und sich gemein­sam aneig­nen.

All­men­de.

Es geht um Vasen und Zeit. Um Neu­gier und Aus­dau­er. Um ech­te Hil­fe für ein schö­nes Pro­jekt und einen leben­di­gen Ver­ein. Es geht um Auf­merk­sam­keit. Es geht um Geben, das seli­ger ist als Neh­men, wie es so tref­fend heißt. Also: Der Künst­ler Andre­as Pesch­ka möch­te im Kunst­fleck, dem Kunst­ver­ein Dah­len­burgs, einen Kri­stall­gar­ten anle­gen. Erstens wären das Kri­stal­le, die aus Vasen wach­sen. Es hat im Kunst­fleck aber weder genü­gend Vasen, noch genü­gend Zeit, um den gesam­ten Kri­stal­li­sa­ti­on­pro­zess vor­füh­ren zu kön­nen. Dazu braucht es erstens eine grö­ße­re Zahl von Vasen, in denen zwei­tens schon Kri­stal­le vor­ge­zo­gen wur­den. So rich­tet sich der Kunst­ver­ein, bzw. der Künst­ler Andre­as Pesch­ka, an die Dorf­ge­mein­schaft mit Bit­te um Kri­stal­li­sa­ti­ons­hil­fe. Sprich, um Vasen und die Lust, dar­in Salz kri­stal­li­sie­ren zu las­sen. (Jeden ein­zel­nen Mit­bür­ger, aber auch an Ver­ei­ne, Insti­tu­tio­nen und Fir­men). Zwei­tens, im andern Fall, der Lust an frei­em Zeich­nen, den geopPat­tern, wäre es gün­stig, wenn die mei­sten Ein­zel­tei­le schon fer­tig mit­ge­bracht wür­den. Sozu­sa­gen Able­ger. Sie soll­ten indi­vi­du­ell vor­ge­fer­tigt wer­den; und nicht erst, wäh­rend man schon am Aus­le­gen und Kom­bi­nie­ren ist. Man ist doch flüs­si­ger im Aus­le­gen von Pat­tern­flä­chen, wenn ein gewis­ser Hau­fe mit­ge­bracht schon vor­liegt. Aber war­um nicht zum Zeich­nen Son­der­tref­fen ver­an­stal­ten? Man hat sich getrof­fen, sitzt zeich­nend zusam­men und berei­chert so den Vor­rat an unter­schied­li­chen Pat­tern. So stellt man sich die Gemein­sam­keit von Spinn­stu­ben vor. Was bei­de Kri­stal­li­sa­tio­nen ver­bin­det, ist eine ursprüng­li­che Neu­gier und Krea­ti­vi­tät, eine gewis­se Neu­an­fäng­lich­keit. Das Salz star­tet als auto­poie­ti­scher Pro­zess wie­der und wie­der die Potenz von Evo­lu­tio­nen; die Pat­tern erfor­dern auf wel­chem Level auch immer sich zeich­nend neu auf eine Aus­deu­tung ein­zu­las­sen, was die­ses Pat­tern sein soll.
Vasen! Der Gedan­ke war der: es braucht Gefä­ße für die gesät­tig­te Salz­la­ke. Vasen haben die mei­sten Men­schen zuhau­se. Mit ihnen zeigt man Blu­men­sträu­ße. War­um nicht auch die selbst­an­ge­leg­ten Sal­zun­gen … Sal­zungs­an­la­gen kön­nen aber aus belie­bi­gen Gefä­ßen star­ten. War­um also auf’s Reprä­sen­ta­ti­ve ein­schrän­ken? Also, ob Vase oder irgend­ein belie­bi­ges Gefäß, das sei frei­ge­stellt. Möge es der Expe­ri­men­tier­freu­de die­nen. Möge es den Kri­stall­gar­ten berei­chern.
Jede der bei­den Kri­stal­li­sa­tio­nen des Kri­stall­gar­ten ist auf Hil­fe ange­wie­sen. Es ist nötig Men­schen, wenn mög­lich aus Dah­len­burg und Umge­bung, ein­zu­be­zie­hen. Somit ist der Gar­ten von vor­ne­her­ein ein öffent­li­cher Gar­ten, ein gemein­schaft­li­ches Werk. Die Intia­ti­ve sucht das zu orga­ni­sie­ren, d.h. die pas­sen­den For­men dafür zu fin­den. Sie ist auch gespannt, was viel­leicht zwi­schen den betei­lig­ten Men­schen ent­ste­hen mag. Man kann dies zu den bei­den Kri­stal­li­sa­tio­nen ana­log set­zen. Sie wie­der­ho­len sich auf höhe­rer Ebe­ne. So funk­tio­nie­ren sie selbst im Sin­ne Sozia­ler Pla­stik.

Risi­ko

Was wäre z.B. als Mini­mal­lö­sung so vor­stell­bar wie uner­wünscht:

Eine Vase mit andau­ern­der Sal­zung auf einem Stuhl, dane­ben ein Ven­ti­la­tor. — Dann ein Tisch dar­auf eini­ge mit­ge­brach­te Pat­tern zum frei­en Hin- und Her­schie­ben dar­ge­bo­ten.

Die Fra­ge, was kann denn pas­sie­ren, wenn’s schlimm wird. Es kann anders und auch ent­täu­schend kom­men. Initia­ti­ve kann ver­hal­len. Erwar­tun­gen, wenn nicht ein­ge­holt, kön­nen ent­mu­ti­gen, demo­ti­vie­ren. Risi­ko beinhal­tet den Mut auch ein Schei­tern ins Auge zu fas­sen. Plan a, b, c, d –? Was wäre das zumin­dest erreich­bar Mach­ba­re. Bar jeden Über­flus­ses, den das erhoff­te Gelin­gen mit sich bräch­te, Mini­mal­lö­sun­gen statt­des­sen, das karg demon­strier­te Kon­zept viel­leicht. Dann gäb es im Grun­de kein Miß­lin­gen. Man stellt die Absicht dar und evtl. Grün­de des Schei­terns. Das Risi­ko macht, daß man aufs Gelin­gen wet­ten kann. Es ist span­nend.

Will man sicher sein, daß es die Göt­ter sind, die spre­chen, dann ver­läßt man sich auf die Unver­ständ­lich­kei­ten zufäl­li­ger Lau­te und Phä­no­me­ne, denn alles Ver­ständ­li­che ist schon im Vor­feld mensch­lich auf­be­rei­tet. So mag das Risi­ko als ein Zufalls­ge­nera­tor gel­ten, der den Sinn des Gar­tens träch­tig macht, voll des Über­ra­schend­sten: dem Neu­en. (»Ach, was ist das Neue all­zeit doch so unglaub­lich irri­tie­rend.«)

Pro­me­theus

All­täg­lich­keit

Es ist schon alles da. Spei­se­salz in der Küche, Gefä­ße im Schrank, Stif­te am Schreib­tisch, Sche­re in der Lade; die geopPat­tern las­sen sich ein­fach auf Papier kopie­ren, was zu tun ist, ist ein­fach erklärt, Erfah­run­gen sind umstands­los aus­zu­tau­schen. So, wie die Wis­sen­schaft ihre Küchen­ex­pe­ri­men­te hat, so die Kunst ihre arte pove­ra beschei­de­ner Mate­ria­li­en und Mit­tel. Sie ist zugäng­lich, ihr Auf­wand ist gering, die Schwel­len nied­rig. Bei soviel Anschluß­mög­lich­keit muß man auf­pas­sen, daß die Bot­schaft nicht für belang­los gehal­ten wird. Aber nein. Sie ist anspruchs­voll: daß im Gewohn­ten, gar Ein­ge­fah­re­nen noch immer Ent­deckun­gen anste­hen.

Edel­kor­ro­si­on

Ein Begriff, den ich hier nen­nen könn­te, ist der der Emer­genz. Das Zusam­men­spiel der Ele­men­te eines Systems bringt neue Eigen­schaf­ten her­vor, die die Ele­men­te allein nicht geben kön­nen. Evo­lu­ti­on kann als emer­genz­trei­ben­de Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on betrach­tet wer­den, als Auto­poie­sis der Mate­rie und des Gei­stes.

Rost unter Kon­trol­le behal­ten — oder auch nicht?

Es gibt die Geschich­te der Evo­lu­ti­on, wo Rost, also die unbe­ding­te anor­ga­ni­sche Krea­ti­vi­tät der Mate­rie einst die Vor­aus­set­zung von Ent­wick­lung war und zum Jetzt-Stand der Din­ge führ­te. Salz­was­ser läßt rosten. Es klinkt sich mit sei­nen che­mi­schen und elek­tri­schen Fähig­kei­ten in Kor­ro­si­ons­pro­zes­se ein. Beharr­lich ver­sucht sogar tote Mate­rie ihrer Eigen­dy­na­mik zu fol­gen. Das Kriech­ver­hal­ten von Salz­la­ke macht dar­auf auf­merk­sam. Rost erhält man, wenn man die Lake in eiser­nen Gefä­ßen hält. Rost gehört zu einer ursprüng­li­che­ren Ebe­ne der Evo­lu­ti­on. Kom­ple­xe tech­ni­sche Syste­me, obwohl sie die alten Mög­lich­kei­ten nut­zen, weh­ren die­se zugleich ab. Kor­ro­si­ons­schutz. Orga­nis­men weh­ren sich gegen die Eigen­mäch­tig­keit von Genen. Ana­log ver­hal­ten sich Zivi­li­sa­tio­nen gegen­über archai­schen, gar ata­vi­sti­schen Beweg­grün­den nut­zend und abweh­rend.

Was ist ein Par­kett? Das ist die lücken­lo­se und über­lap­pungs­freie Über­deckung einer Ebe­ne durch gleich­för­mi­ge Teil­flä­chen. Das geopPat­tern nutzt ein Qua­drat­ra­ster als Grund­struk­tur, das durch Par­al­lel­ver­schie­bung modi­fi­ziert ist.
Das geopPat­tern paart Gleich­för­mig­keit mit Indi­vi­dua­li­tät und erhält Flä­chen intui­tiv geord­ne­ter Diver­si­tät.

Ein Par­kett, wenn man es sich unend­lich vor­stellt, das Uni­ver­sum durch­que­ren­de Flä­che oder einen Glo­bus, nen­ne ich Matrix. Ein Par­kett ist für mich die rea­li­sier­te, aus kon­kre­ten Pat­tern bestehen­de Kon­stel­la­ti­on des geopPat­tern.

Haben geopPat­tern Ähn­li­ches vor­zu­wei­sen? Der Ver­gleich eines Pat­tern­par­ket­tes mit einem Puz­zle zeigt das. Ein Puz­zle zer­legt ein Bild in indi­vi­du­ell geform­te Tei­le; jedes Teil belegt genau eine durch sei­ne Form bestimm­te Posi­ti­on. Es trägt auf sei­ner Ober­flä­che also einen genau vor­be­stimm­ten Aus­schnitt des Puz­zle­bil­des. Es paßt an nur einer Stel­le. Im Par­kett hin­ge­gen sind alle Tei­le aus­tausch­bar. Druckt man einem Par­kett wie beim Puz­zle ein über­grei­fen­des Bild auf, so »kor­ro­diert« die­ses leicht, indem Pat­tern sozu­sa­gen ein- bzw. aus­wan­dern. Hie­si­ges wird fremd, Frem­des hie­sig. Alle Pat­tern haben den glei­chen Umriß, kön­nen, egal, wie ihre Ober­flä­che gestal­tet ist, jeden andern Ort ihres Par­ketts beset­zen und sind aus­tausch­bar. Das kor­ro­diert bestimm­te Aspek­te von dem, was gemein­hin als Bild gilt, mit­hin ent­spre­chend Auf­fas­sun­gen von Kunst. Es ermög­licht zugleich aber auch neue Sicht­wei­sen und Kon­zep­te.

Leben­dig­keit

Stein. Für Fel­sen ist die Erde ein bro­deln­der Trop­fen. Wie erfährt Gestein Dau­er? Es gibt Zeit­ni­schen. Wir sind mit der unse­ren ver­wach­sen. Das Salz, welch ein leben­di­ger Stein, bie­tet uns die sei­ne. Mit Geduld, als Zeit­raf­fer, erle­ben wir unmerk­li­che Bewe­gung. Soet­was kann man sonst nur rekon­stru­ie­ren. Den­ken Sie, sogar Kon­ti­nen­te glei­ten, wan­dern!

Salz­was­ser ist anor­ga­nisch, zählt nicht zum Leben­di­gen, aber inter­agiert, hat sowas in sich, Qua­si­le­ben. Inter­agiert und zwar auch mit unse­ren Bedeu­tungs­net­zen, da wir uns auf vie­len Ebe­nen berüh­ren las­sen. Es mischt sich in unse­re Erzäh­lun­gen. Salz­was­ser in Blu­men­va­sen ist etwas ande­res als Schnitt­blu­men. Schnitt­blu­men sind Schön­heits­ern­te für unse­re Augen. Sie wer­den ver­braucht und gehen in den Kom­post. Die Vasen waren da um der Schön­heit eine Büh­ne zu geben. Jetzt zei­gen sie das Schau­spiel eines Vor-Lebens. Prävi­tal und auto­poie­tisch. Die Sal­zung füllt die Vase über­bor­dend. Dies hier wächst; und im Inein­an­der mit Umwelt­ein­flüss­sen ist es unbe­re­chen­bar, für uns eigen­wil­lig. Am Ende die Kana­li­sa­ti­on, wenn die Vasen nach­her aus­ge­spült wer­den. Was aber beginnt dann dort? Kein Ende.
Weit her­ho­len ist erlaubt.

Lee­re Pat­tern. Vaku­um, das nach Fül­le lechzt. Kos­mo­lo­gie erzählt, daß, wenn Vaku­um der abso­lu­ten Lee­re ent­ge­gen­sinkt, es dem Un-Meer des Vir­tu­el­len nahe kommt und von Mög­lich­kei­ten geflu­tet wird, die sich im sel­ben Moment rea­li­sie­ren und auf­he­ben. Diracs Ursee vir­tu­el­ler Fül­le unter­la­gert macht­voll die Lee­re. Die Pat­tern, mög­li­cher­wei­se, ani­mie­ren schon als blan­ke Umris­se Phan­ta­sien, als wären die ihnen schon immer unter­legt – in unsern Köp­fen und zeich­nen­den Hän­den. Seh­ro­sen kei­men auf, und all die Zeich­nun­gen, die sie an die Ober­flä­che heben, spie­len Par­kett über unend­li­cher Matrix.

Phy­sik kann herz­er­wär­mend sein. Diracs Ent­wurf einer Lee­re, die prall vol­ler vir­tu­el­ler Teil­chen mit die­sen spielt, in dem sie die­se ins Sein sprin­gen und indem zurück ins Nichts schnel­len läßt. Ohne dies wäre nach Hei­sen­bergs Unschär­fe­re­la­ti­on das Nichts zu ein­ein­deu­tig, um in käl­te­ster Lee­re bestehen zu kön­nen. Vaku­um ist nicht leer. Es ist, als hät­te das All vor allem ande­ren schlicht Phan­ta­sie als durch­drin­gen­de Fluk­tua­ti­on. Vir­tua­li­tät als Vor­aus­set­zung. Wie schön, das als beweg­te See zu ima­gi­nie­ren!

Sex­i­ness

Jeder Teil­ge­ber wird je sei­ne Erfah­run­gen in der Bezie­hung zu sei­nem Enga­ge­ment machen und erzäh­len kön­nen.

Jeder von Sal­zung über­zo­ge­ne Behäl­ter ist kost­bar, jedes aus­ge­füll­te Pat­tern genau­so. Schließ­lich wird eine Aus­stel­lung deren beson­de­re Pracht zei­gen.

Zu deren Eigen­art wer­den auch die Momen­te von Ernüch­te­rung gehö­ren, wenn die Sal­zung mor­gens grau auf dem Fen­ster­brett steht, die Pat­tern einem als Hau­fen schnip­se­li­ger Blät­ter erschei­nen. Es ist, als sei­en einem die eige­nen Augen fremd gewor­den, so leer des Begeh­rens. Wo ist die Sen­sa­ti­on hin, die gestern noch da war? Wie fin­det man in deren Inti­mi­tät zurück?

Aber gibt es nichts­sa­gen­de Kri­stal­le? Ent­frem­de­te Zeich­nun­gen? Ja und nein; Ent­schei­dungs­sa­che und Moment der Teil­ga­be­ge­schich­te!

Begeh­ren. Attrak­ti­vi­tät. Man hat viel­leicht schon gemerkt, daß ich Über­wäl­ti­gungs­äs­the­tik mei­de. Knall­bun­te Attrak­tio­nen, bild­schirm­fül­len­de Laser­shows, opti­scher Lärm, Bil­der, die Hin­gucken erzwin­gen, laß ich. Wie aber geht Anzie­hungs­kraft auf dem Weg einer Unter­wäl­ti­gung?

Gibt es einen Sog im Unauf­fäl­li­gen? Die Neu­gier im genau Hin­schau­en, hät­te ich anzu­bie­ten. Die Lust, wenn sich Pro­zes­se lang­sam ent­fal­ten. Die Fra­ge, welch Ver­än­de­run­gen sich wohl als näch­stes zei­gen. Wie kommt’s, daß das Eis­blu­men­ar­tig-Zwei­gi­ge bestimm­ter Salz­aus­blü­hun­gen andern­tags in glat­te »Spit­zen­krä­gen« über­ge­hen konn­te? Das trig­gert und ver­än­dert Erwar­tun­gen. Es hat was, dabei zu sein, wenn’s wächst, und dabei zu blei­ben. Allein schon das Mehr­wer­den und das Lang­sa­me.

Auch die Pat­tern haben einen Sog. Neue Ideen von Gestal­tung zu Gestal­tung, was da in einem steckt? Wenn man die selbst­ge­fer­tig­ten Pat­tern schon mal mit­ein­an­der ins Lege­spiel bringt. Und wenn sie mehr wer­den, wenn sie dann noch mehr sind in der Begeg­nung mit den Pat­tern ande­rer. Opti­sche Inter­ak­tio­nen. Das wech­seln­de Zuein­an­der der Pat­tern ver­än­dert deren Erschei­nungs­bild. Die eige­ne Auf­merk­sam­keit gerät ins Spiel.

All sol­che Attrak­ti­vi­tät geht von jedem selbst aus. Do-It-Yours­elf-Begeh­ren. Das Dabei-sein & ‑blei­ben ten­ta­kelt über die Mög­lich­kei­ten. Ent­deckungs­freu­de hat es auch im Unschein­ba­ren. Und kann dies doch auch sich groß zusam­men­fin­den.

Sog, sogar so:
Ich erin­ne­re mich, daß ich als Schü­ler die klei­nen Kügel­chen, wel­che Peli­kan­fül­ler-Patro­nen ver­schlos­sen, aus den lee­ren Patro­nen frie­mel­te (vom Boden her) und in einer ande­ren lee­ren Patro­ne gesam­melt habe. Eigen­ar­tig gro­ße Befrie­di­gung. Ich hat­te meh­re­re mit den Kügel­chen gefüll­te Sam­mel­pa­tro­nen.

Von einem Elek­tro­tech­ni­ker hör­te ich daß die Teil­neh­mer eines Löt­kur­ses, über­schüs­si­ges Zinn an bestimm­ten Stel­len abstri­chen. Das gab mit der Zeit klei­ne wach­sen­de Türm­chen selt­sa­mer Gestalt. Da war ein Wett­be­werb unter den Leu­ten, was die Höhe und was die Selt­sam­keit anbe­lang­te.

Fun Facts.

Das ist kei­ne Mikro­at­trak­ti­vi­tät, das hat was urtüm­lich Lust­vol­les. Stark. Und natür­lich neh­me ich dies auch für die Sal­zun­gen und Pat­tern­par­ket­te in Anspruch.

Stand­or­te

Etwas so orts­fe­stes wie einen Stand­ort in etwas der­art vir­tu­el­les wie eine Nische zu ver­wan­deln, wie­so? Um des indi­vi­du­el­len Bezie­hungs­ge­sche­hens wil­len. Er ist von vor­ne­her­ein ein öko­lo­gi­sches Gefü­ge schwe­ben­der Inter­ak­tio­nen, die sich gegen­sei­tig begrün­den. Der Stand­ort war­te­te auf die Vase, wie die­se auf die Lake, wie die­se auf den Salz­gärt­ner, wie die­ser auf die Fleck­kunst. Pat­tern, die ihre Plät­ze tau­schen, eine Wan­der­dy­na­mik, Fleck­für Fleck von­we­gen Schritt für Schritt. Pat­tern wer­den gesetzt wie Spiel­stei­ne in einer ver­än­der­li­chen Kom­po­si­ti­on ohne Kom­po­si­ti­ons­zwang. Bezie­hungs­net­ze, unge­fü­ge, wie es sich gehört, ver­zwicken das Par­kett nach innen, zer­stre­ben es nach außen. So geht es wei­ter. Und wie stehst Du?

… sind Nischen. Jede Vasen­sal­zung bringt auf sub­ti­le Wei­se die Eigen­art ihrer Her­kunft mit. Die Umge­bung, in der sie auf­ge­zo­gen wur­de, prägt ihre Form, und ich ver­mu­te auch umge­kehrt. Das Ver­dun­stungs- und Abla­ge­rungs­ge­sche­hen hat Teil an den gege­be­nen Ver­hält­nis­sen. Wär­me, Wind­zug, Feuch­te, Erschüt­te­run­gen, Son­nen­ein­strah­lung, Trocken­heit beein­flus­sen im Mikro- und Makro­be­reich die ent­ste­hen­den For­men. Das kann unter­ge­hen im Pel­zi­gen einer schein­ba­ren Homo­ge­ni­tät, in der sich doch uner­war­te­te Kri­stall­for­men zei­gen. Das kann aber auch gro­ße Aus­brei­tungs­ge­sten der auf­kei­men­den Sal­zung betref­fen und Wol­ken­rin­ge über dem Vasen­rand, ungleich­mä­ßi­ge Wan­de­run­gen der Salz­schicht um die Vasen­au­ßen­sei­te, sogar habe ich Salz­zap­fen ent­ste­hen sehen. Kurz, jede Vase zeigt eine Indi­vi­dua­li­tät, die sie mit ihrem jewei­li­gen Stand­ort ver­bin­det. Und da ihr »Salz­gärt­ner« Teil der Umge­bung ist, ist eben auch Bezie­hung mit drin. Man iden­ti­fi­ziert sich also begrün­det mit je der eige­nen Sal­zung. Wie kam es zu der Ent­schei­dung, die Sal­zung bei sich daheim zu grün­den? Wenn spä­ter die Salz­va­sen zusam­men­ge­tra­gen wer­den, tref­fen sich dabei eben auch Zeu­gen einer je gemein­sa­men Erfah­rung.

So tref­fen sich schließ­lich auch Zeu­gen einer je unter­schied­li­chen Erfah­rung zum gemein­sa­men Arran­gie­ren je ihrer geopPat­tern. Auf den Pat­tern wird nie­der­ge­legt, was die fleck­haf­te Form des Umris­ses fähig war, an Phan­ta­sie zu indu­zie­ren. Es doku­men­tiert die inne­ren und äuße­ren Gege­ben­hei­ten. Eigen­hän­dig ein­ge­paß­te Spu­ren der soeben hier mög­li­chen Gra­phik sind nun ein Zet­tel, den es hier und dort hin wehen kann – kön­nen jedes mal in ande­ren Zusam­men­hän­gen Bezie­hun­gen auf­neh­men, so oder so oder anders an flüch­ti­ger Stel­le neue Nischen zu grün­den. Alles hängt mit allem zusam­men, aber jeweils anders und mal auch nicht, Bezie­hungs­net­ze machen Loka­les ver­ort­bar, indem sich Umge­bung und Bild­ge­halt gegen­sei­tig her­stel­len und ver­än­dern. Kom­po­si­ti­on spielt sich aus.

Hat es hier eine künst­le­ri­sche Öko­lo­gie? Jeden­falls hat es Ent­ste­hens­be­din­gun­gen und Wech­sel­wir­kun­gen. Vor allem hat es aber je Sal­zun­gen und/​oder Pat­tern in Anla­ge, die sich zu hoch­in­di­vi­du­el­len Gestal­ten aus­prä­gen. Wenn ich eine Sal­zung anle­ge, dann ist das von vor­ne­her­ein ein Wir. Genau beim Zeich­nen von Pat­tern, die­ses Papier und ich. Mein Wir. Auch geht’s über uns hin­aus. Ich erle­be das als einen Iden­ti­fi­ka­ti­ons­raum, der Mög­lich­kei­ten öff­net.

Sal­zung

Wie’s nen­nen? Lake oder Sole?

Sole bezieht sich auf das *geo­lo­gi­sche Vor­kom­men von Salz­lö­sun­gen, bzw. auf ein Salz­ge­win­nungs­ver­fah­ren, bei dem unter­ir­disch künst­lich Salz in Lau­gen­kam­mern gespült und von dort zum Sie­den hoch­ge­pumpt wird. Die Sali­ne Lüne­burg und ihr Gra­dier­werk im Kur­park zeu­gen davon.

Lake, genau Salz­la­ke, kommt für mich glei­cher­ma­ßen aus dem Gebrauch von Salz­lö­sun­gen in der Küche; sowie dem Vor­kom­men von fla­chen Lachen an Strän­den, in denen Meer­was­ser kri­stall­bil­dend (wei­ße Rän­der) ein­trock­net. Hier wie dort kommt es vor, daß es zur bewuß­ten Sät­ti­gung der Lösun­gen kommt, sozu­sa­gen, bis es nicht mehr geht und Kri­stal­li­sa­tio­nen ein­set­zen.

Ich neh­me mir das Wort Lake!

Sal­zun­gen sind labi­le Inter­ak­tio­nen gesät­tig­ter Lake mit ihrer jewei­li­gen Umwelt. Das ist typisch für mei­ne Arbeit, daß ich für soet­was wie die Sal­zun­gen oder auch die Pat­tern­par­ket­te unter­schied­li­che Umge­bun­gen suche. Situa­tio­nen für bestimm­te Inter­ak­tio­nen öff­ne, die sich dann selbst ihre Begeg­nun­gen schaf­fen.

… ist das, was bei Salz­kriech­an­la­gen raus­kommt. Dem  Behäl­ter, der gesät­tig­tes Salz­was­ser ver­dun­stet, ent­weicht mit der Zeit nicht nur Was­ser, son­dern auch eine Lake­schicht. Die Sal­zung.

Wie das? Ist doch im Salz­was­ser kein Salz!

Im Salzwasser ist kein Salz

Da ist kein Salz, nur sei­ne Bestand­tei­le, Natri­um und Clor, in wel­che Was­ser alle Salz­kri­stal­le zer­legt und im Was­ser­man­tel ein­ge­schlos­sen und getrennt auf­hebt. Das geht solan­ge, wie es genug Was­ser gibt. Hat es mehr Salz als Was­ser, zie­hen sich Natri­um und Clor wie­der zu Salz­kri­stal­len zusam­men. Span­nend wird es, wenn die Salz/​Wasser Men­gen nahe­zu aus­ge­gli­chen sind. Dann spielt die Lake zwi­schen Kri­stall­bil­dung und Kri­stall­lö­sung, anlagernd/​auflösend. Sal­zun­gen befin­den sich in genau die­sem labi­len Zustand, den man das Lösungs­gleich­ge­wicht nennt. Phy­si­ka­lisch zeigt sich hier das Spiel ioni­scher Atom­bin­dun­gen.

Krie­chen­de Lake befin­det sich in einem Zwi­schen­zu­stand, das Feste, Kri­stal­li­ne zer­rinnt ihr immer in dem Maße, wie sie dess­sen Struk­tu­ren zugleich auf­baut. Auch wenn sich die Lake­schicht trocken anfühlt, es arbei­tet in ihr eben auch die Ver­flüs­si­gung.

Bei­des zusam­men ermög­licht ihr, all die unter­schied­li­chen For­men von Zeich­nung und Pla­sti­zi­tät zu erzeu­gen. Was heißt, auf jene beson­ders fei­ne Art mit ihren Umge­bun­gen zu inter­agie­ren. Inter­ak­ti­on inter­agiert. Die Sal­zun­gen sind ein schö­nes sinn­fäl­li­ges Bei­spiel, und Anlaß sich auch selbst in die Pro­zes­se ein­zu­klin­ken, sie eben auch zu star­ten.

Ich neh­me mir das Wort Lake!

— *Geo­lo­gie kommt übri­gens nicht zu kurz, denn ich kann auf die Groß­la­chen ver­wei­sen, die man am Grun­de des Mit­tel­mee­res ent­deck­te und also den Nach­weis erbrach­te, daß das Mit­tel­meer einst voll­stän­dig trocken­ge­fal­len war. Die Lachen, einst Flach­was­ser, mit ihren typi­schen Trocken­rän­dern (Och­sen­au­gen) unter­schied­lich lös­li­cher Sal­ze, waren Becken Salz­wü­ste in eini­gen hun­dert Metern Mee­res­tie­fe. Sie sind als sta­bi­le Abla­ge­run­gen in den Boden­re­li­efs des Mit­tel­mee­res erhal­ten. Dies wür­de hier einen Abzweig zu mei­nen »Kon­ti­nen­tal­drift Mit­tel­meer« Arbei­ten set­zen.

Hier aber hal­te ich die Gra­nu­la­ri­tät flach und blei­be auf der Ebe­ne Küchen­ex­pe­ri­ment, Som­mer­ur­laub am Meer und einem phi­lo­so­phi­schen Stau­nen qua­si aus Spa­zier­gän­ger­sicht. Auch hier schon unge­heu­re Kon­se­quen­zen mit star­ker ästhe­ti­scher Kraft.

Ver­suchs­feld

Geht es gut, dann wer­den an vie­len Stel­len Dah­len­burgs in Vasen oder ande­ren Behäl­tern Sal­zun­gen ange­setzt. Vie­le Men­schen sind sicher und unsi­cher, ob auch für sie solch Kri­stal­li­sa­tio­nen ent­ste­hen, wie ange­kün­digt. Wer­den die Erwar­tun­gen erfüllt? Wie sind die Sal­zun­gen, die sich aus­bil­den, ein­zu­schät­zen? Reicht die Freu­de, die einen selbst mit der Sal­zung iden­ti­fi­ziert. Gibt es ein, »zu sen­sa­tio­nell«, oder was wäre »ent­täu­schend«? Man soll­te wis­sen, daß der Künst­ler selbst Über­wäl­ti­gungs­äs­the­tik mei­det. Ihn berausch­te schon die Vor­stel­lung eines Net­zes von Stand­or­ten, wenn sich über Dah­len­burg ein­fa­che Sal­zun­gen in dich­ter Streu aus­brei­ten wür­den. Wäre das mög­lich? Man kann sich mit meh­re­ren Behäl­tern auch ein eige­nes klei­nes Feld anle­gen (s. Bir­git Mat­ter). Sovie­le kon­kre­te Erfah­run­gen und Geschich­ten wären zu instal­lie­ren, zu sam­meln und zu erzäh­len! Ein Feld expe­ri­men­tel­ler Salz­blü­ten — und wie es end­lich zusam­men­ge­tra­gen wird, zum »Ersten Dah­len­bur­ger Salz­kri­stall­gar­ten« im Kunst­fleck.

Die geopPat­tern lie­gen vor als lee­re Umris­se auf kräf­ti­ges Papier gedruckt. Je zwei pro Blatt. Die bei­den sol­len frei bemalt oder bezeich­net wer­den. Mög­li­cher­wei­se braucht es Mut, los­zu­le­gen. Aber die Anfor­de­run­gen sind nicht hoch. Schon sowas wie Tele­fon­krit­ze­lei wür­de gel­ten. Die Gestal­tungs­hö­he ist jedoch nach oben unbe­grenzt. Auch wie man die Aus­deu­tung angeht, hat gro­ße Spiel­räu­me. Erlaubt ist, was nicht zer­stört. Unter­schied­lich­keit ist erwünscht. Wer meh­re­re Pat­tern bear­bei­tet, ent­deckt viel­leicht, wie unter­schied­lich er in sich sel­ber sein kann. Auch hier gilt, daß es span­nend wäre, wenn sich ein Netz von Pat­tern­zeich­nern in Dah­len­burg ver­teilt fin­den lie­ße, die spä­ter ihre Pat­tern im Kunst­fleck zusam­men­le­gen und prä­sen­tie­ren könn­ten. Ein gezeich­ne­tes Patch­werk, von allen sodann intui­tiv ange­ord­net.

Erwar­tun­gen

War­ten als Pro­gno­se­tech­nik; Pro­gno­se als selbst­er­fül­len­de Lan­ge­wei­le.

Sal­zungs­an­la­gen und geopPat­tern wecken stän­dig Erwar­tun­gen. Viel­leicht ver­steck­te Bau­plä­ne und die Span­nung, ob erfüll­bar oder nicht. Es gibt ein Spiel zwi­schen einer beob­ach­ten­den Pas­si­vi­tät und der Lust ein­zu­grei­fen. War­ten mal so, mal so. Mal schützt man kon­tem­pla­tiv, was sich urwüch­sig zeigt, mal will man die Situa­ti­on zupackend her­aus­for­dern. Ein Pro­blem bei Erwar­tun­gen ist, daß sie ihre Vor­bil­der aus der Ver­gan­gen­heit bezie­hen. Wer so gestal­tend zugreift, ist in Gefahr Ana­chro­nis­men zu bil­den. Man greift vor auf das Gehab­te. Aber auch der Urwuchs wie­der­holt gewöhn­lich nur.

Der Dia­mant im Geröll, mit dem man nicht rech­nen kann, heißt: »Neu«

Leer und offen —

Vor­sicht! Wir haben uns vor­be­rei­tet, an Bei­spie­len gese­hen, was uns erwar­tet. Den­ken wir. Unse­re Erwar­tun­gen mei­nen stän­dig vor­grei­fen zu dür­fen. Wir sehen schon, wor­auf die Din­ge hin­aus­lau­fen, so soll es dann auch sein.

Kommt es anders, erscheint das falsch. Man meint ein­grei­fen zu müs­sen. Berich­ti­gen. Viel­leicht aber muß man zuge­ben, daß sich Details unter­schwel­lig kon­kret zu star­ken Abwei­chun­gen zusam­men­füg­ten. Sogar zu neu­en Kon­zep­ten. Was dann mit den Erwar­tun­gen? Nicht berich­ti­gen! Wäh­rend sich die Erwar­tun­gen ablö­sen, käm’s auf’s Berich­ten an.

War­ten als Gedan­ken­spiel.

Win­zig­kei­ten, die man gewohnt ist, zu ver­nach­läs­si­gen, unter­wan­dern mit fluk­tu­ie­ren­den Häu­fun­gen zunächst unmerk­lich, dann über­deut­lich, gesetz­te Stan­dards auf viel­fäl­ti­ge Wei­se. Man ist auf frem­des Gelän­de gera­ten.

Statt über den Gefäß­rand gleich­mä­ßig abwärts zu stre­ben, baut sich die Sal­zung einen dicken Ring, in wel­chem ihre Expan­si­ons­be­we­gung sta­gniert; oder, es war erwar­tet, die Pat­tern wür­den glatt an ihrem Umriß aus­ge­schnit­ten, da kommt Bir­git Mat­ter und benutzt eine Zacken­sche­re.

Ver­bor­ge­ne Mög­lich­kei­ten rea­li­sie­ren bis­lang unent­deck­ba­re For­men und Pro­ble­me. Was ein Natur­raum ist, defi­niert sich neu auf Basis des neu Ent­deck­ten. Was ein Zusam­men­halt ist, pro­ble­ma­ti­siert sich an der neu gestal­te­ten Pat­tern-Außen­kan­te. Erwar­tungs­kri­se. Ab jetzt erwar­tet man stets das Uner­wart­ba­re; und ist ent­täuscht, wenn’s doch auf Gewohn­tes hin­aus­läuft. Wovon es genü­gend gibt.

Bil­der von Sal­zun­gen und ande­re Erwäh­nun­gen … Bir­git Mat­ter. Künst­le­rin und Initia­to­rin. Sie ist Teil­ge­be­rin in den Kunst­talks, wie ich, und wäh­rend in den Talks die Sal­zun­gen the­ma­ti­siert wur­den, hat sie im Ate­lier sich ein eige­nes Ver­suchs­feld auf­ge­baut.

Daher stam­men hier die beglei­ten­den Pho­tos. Som­mer 2022. Für sie muß­ten es edle Glä­ser sein, alte Wein­ka­raf­fen, kost­ba­re Kel­che, zwei Pla­sti­ken der Glas­ma­nu­fak­tur Her­gis­wil; sie soll­ten auch ohne Salz­la­ke schon ein präch­ti­ges Bild abge­ben kön­nen. In die­sem Labor gab sie in jedes Glas von der­sel­ben eben ange­rühr­ten Lake und noch zusätz­lich vom Kör­ni­gen. Es wird gleich­zei­tig gestar­tet, betreut, nach­ge­gos­sen …

In allen Glä­sern ver­hält sich die Sal­zung anders. Auch in exakt glei­chen »explo­diert« hier die Expan­si­on, zögert dort das Auf­kei­men. In Rot­wein­kel­chen, den anti­ken geht es schlecht, bei den indu­stri­ell gefer­tig­ten bes­ser. Auch am je sel­ben erge­ben sich unter­schied­lich­ste Kru­sten­for­men. Man beach­te die Pho­tos.

Wir hat­ten eine lan­ge Dis­kus­si­on über Sal­zungs­kitsch. Die wer­de ich nicht wie­der­ho­len. Es hat nur ein Schraub­glas in ihrem Bestand, immer­hin steht die Sache auf Ikea­re­so­pal, ganz unfei­er­lich. Aber war Bir­gits Sache!

Hier schreib ich all das hin, um das Bei­spiel zu ent­kräf­ten, wel­ches die schö­nen Bil­der geben könn­ten. Ich erwar­te nicht, daß für den Kri­stall­gar­ten nach die­sem oder irgend­ei­nem Muster ver­fah­ren wer­den muß. Ich mag es, wenn eines Erwar­tun­gen sich leer und offen hal­ten. An dem, was dann bei her­aus­kommt, kann man sich noch zur Genü­ge rei­ben!

Also Vor­sicht bei Erwar­tun­gen.

Eigent­lich soll­ten hier nicht nur Bil­der vom Sal­zen gefei­ert wer­den, son­dern Pat­tern­le­gun­gen glei­cher­ma­ßen. Der Grund ist sim­pel, ich habe nicht genug geeig­ne­tes Bild­ma­te­ri­al. Kommt viel­leicht noch und würd stan­te pede ein­ge­fügt. Aber solan­ge: schö­ne Sal­zun­gen in Bild­bei­spie­len. tja

Nun beob­ach­tet man das eige­ne Erwar­tungs­ver­hal­ten. Viel­leicht braucht es jetzt stän­dig will­kür­lich auf­tre­ten­de Um&Umstürze. Erhofft die­se sogar. Ist vom Erwar­ten zum Ent­wer­fen über­ge­gan­gen. Abstrak­te Kon­struk­te, weil man meint, die Prin­zi­pi­en zu ken­nen. Trot­zi­ge, die Norm ver­let­zen­de Ent­wür­fe fal­len aus dem Nichts Mal ums Mal ins kras­se Extrem. Kopf­ge­bur­ten. Stei­les Ver­lan­gen, über­bo­ten zu wer­den, treibt die Sachen vor­an in ein end­lich gleich­gül­tig bun­tes Rau­schen.

Das Uner­wart­ba­re, ein Wühl­tisch von Mög­lich­kei­ten in Erwar­tung. Es hält nicht an. Man hat bunt ein neu­es Grau und meint schon, jedes Mal, zu ken­nen, was kom­men wird. Die Salz­kru­ste zeigt sich von all­dem unge­rührt.

Erwar­tung, das ist irri­tier­tes War­ten. Sie hat die Gedulds­span­ne, sogar Gelas­sen­heit, aber sie meint zu wis­sen, was sie hat am Ende. Erwar­tung hat ein Ende, eine Erfül­lung. Aber erst im Nach­hin­ein rea­li­siert sie deren Qua­li­tät: »Das also war gemeint!« Ein Bei­spiel ist ein Spiel. Was dies, sogar was eine Sal­zung ist, zeigt sich, indem sie Erwar­tun­gen über­geht. Das kann stres­sen. Das War­ten aber wird vor­aus­ge­setzt.

Gar­ten

Ich mag die Dop­pel­be­deu­tung von, »War­ten«. Geduld und Sorg­falt.

Der Sohn im Gar­ten sei­ner Mut­ter zu mir: »Schau, siehst du die­se kah­len Stel­len hier und da und da? – Da steht mei­ne Mut­ter immer, dreht sich und schaut sich um und denkt nach und schaut … Dann plötz­lich geht sie zum Schup­pen und holt das Gerät!« Natür­lich darf man die zupacken­de, mühen­de Sei­te des Gärt­nerns nicht ver­ges­sen.

Sal­zun­gen und Pat­tern machen es der kon­tem­pla­ti­ven Sei­te ihrer Pfle­ge aller­dings leicht. Man schaut. Es ist wenig zu tun, bei den Pat­tern etwas mehr … Den Ver­gleich mit der Anla­ge eines Gar­tens soll­te man nicht zu weit trei­ben, wenn man von so nem rich­ti­gen Gärt­ner ernst genom­men wer­den will.

Den­noch, es gibt Gär­ten, die hal­ten sich von der Mit­te zwi­schen Nut­zen und Schön­heit, Zweck und Zweck­fei­heit doch eher zur schö­nen Frei­heit hin.

Gär­ten wer­den ange­legt. Natur, damit sie einem ent­ge­gen­kommt. Was keimt denn da? Hat man es aus­ge­sät, oder kommt da was wild? Paa­ri­ge Mini­blätt­chen. Will man abwar­ten? War­ten rafft Zeit. Man war­tet und ent­schei­det spä­ter, Zeit ist ja. Wie wich­tig ist der eige­ne Plan? Im »Kunst­fleck«, der Gale­rie sol­len es salz­kri­stall­aus­blü­hen­de Gefä­ße, z.B. Vasen, wer­den, von enga­gier­ten Frei­wil­li­gen vor­ge­zo­gen, dann zusam­men­ge­tra­gen und in den Gale­rie­räu­men ange­ord­net. Will man Park oder Bee­te? Hat man erst, wenn alles gut geht, die Salz­blü­ten, kann man über­le­gen, wie man sie zusam­men­stellt. Das War­ten auf die Aus­sal­zun­gen und deren Pfle­ge hat was von Gärt­ner­tä­tig­keit und der Unge­wiß­heit, ob denn, was wächst, gut wächst.

Oder: Misch­kul­tur. Pat­tern neben und inein­an­der. Die Kar­te des ver­wil­der­ten Gar­tens, die Anla­ge von Bee­ten und was die Pflan­zen dar­aus gemacht haben. Als hät­te jedes Beet sich selbst erfin­den kön­nen, setzt der Plan ein eigen­ar­ti­ges Mosa­ik frei wuchern­der Pflanz­flä­chen zusam­men. Sie grei­fen auf die Nach­bar­gär­ten über, so wie sie sich auch unter­ein­an­der ver­wu­chern. Und dann hat es noch die Sal­zun­gen mit­ten­drin. Eine Unord­nung, man kann dran blei­ben – immer wei­ter um- und umzu­ord­nen.

Norm

Pri­va­te Norm­ge­bung, das hat schon was von »Pri­va­ter Mytho­lo­gie« – nicht wahr? Umge­ben und durch­drun­gen von Nor­men, all­ge­mei­nen Ver­ab­re­dun­gen und Regeln, oft mit Geset­zes­kraft zwin­gend, sicher­heits­re­le­vant, zum Markt befä­hi­gend, auf jeder Gra­nu­la­ri­täts­stu­fe im Klein­sten und Neben­säch­lich­sten wie im Größ­ten und Über­grei­fend­sten, hat es Humor, sich eine indi­vi­du­el­le eige­ne Norm zu bestim­men. Nor­ma­tiv von mir an mich, aber nicht nur für mich. Die eige­ne Kachel für ein eige­nes Par­kett und eige­ne Matrix hebt sich mit eige­nen Unend­lich­kei­ten ab von all den nor­ma­len Nor­men. Ein Fit­zel Macht dem Künst­ler. Kann jeder nach­ma­chen. Mein geo­poe­ti­sches Pat­tern, geopPat­tern.

Man sagt, Kunst löst nicht, son­dern schafft Pro­ble­me. Norm­ab­wei­chun­gen, Norm­ver­let­zun­gen, Ent­nor­mie­run­gen … Unge­nau­ig­kei­ten oder mut­wil­li­ge Form­ver­än­de­run­gen spie­len Pro­blem mit dem Par­kett. Wie arbei­tet sich so was ins schlüs­si­ge Aneinander‑, Zuein­an­der­brin­gen der Umris­se – vor allem, was die Bild­be­geg­nun­gen der Inhalts­ge­stal­tun­gen angeht? Norm war, es über­decken die Pat­tern sich nicht, aber nun z.B. mmh?

Daß die Ana­lo­gie zwi­schen Sal­zung und Pat­tern­par­ket­ten pro­ble­ma­tisch ist, (mir) zei­gen immer­hin die Stich­punk­te die­ser Liste. Aber auch so span­nend, bei­des in einen Gar­ten zu pflan­zen: gehö­rig Auf­ga­be an alle Teil­ge­ber an Emp­fin­dung und Gedan­ken.

Dies mal als ein Schluß­wort der Argu­men­ta­ti­ons-Chall­enge, mir mal in Wor­te zu fas­sen, was der »Erste Dah­len­bur­ger Kri­stall­gar­ten« an humi­den Boden­be­stand­tei­len wohl haben mag.

Den­noch ist die Liste nicht abge­schlos­sen. Mir fällt noch mehr ein. Das Pro­jekt wird’s trig­gern. (hoff­nungs­fro­hes Smi­ley!)

Kann man nach­ma­chen, wenn man dem Kon­truk­ti­ons­prin­zip (Glos­sar P) folgt. Das geopPat­tern, das ich erzeugt habe, ist durch’s Urhe­ber­recht geschützt. Alle Rech­te bei mir. Das erste aus zwei gra­pho­lo­gisch will­kür­lich in ein Qua­drat ein­ge­zeich­ne­ter Lini­en – kei­ne wei­te­ren Ver­su­che – galt und gilt wei­ter­hin norm­ge­bend. Es formt aus als unend­lich gedach­ten Par­ket­ten der Grund­form sei­ne Matrix. Par­ket­te nen­ne ich kon­kre­te Aus­le­gun­gen kon­kret her­ge­stell­ter Pat­tern.

Inseln bil­den

Wie zei­gen wir uns in der Öffent­lich­keit? — Nach und nach, dabei immer deut­li­cher und anwach­send für alle, alle umwer­bend …

Ein gegen­sei­tig Bekannt­ma­chen, Ken­nen­ler­nen.
Wir fin­den und kön­nen gefun­den wer­den.

Wir fan­gen damit an, mit Ein­zel­nen zu spre­chen, Per­so­nen aus unter­schied­li­chen regio­na­len Zusam­men­hän­gen — suchen Men­schen, die mit unserm Vor­ha­ben etwas anfan­gen kön­nen. Dar­aus wer­den Anfän­ge ent­ste­hen, die sich zei­gen las­sen, und auf die sich nach und nach mehr Men­schen ein­las­sen kön­nen, bis schließ­lich die­ser »Erste Dah­len­bur­ger Kri­stall­gar­ten« die Form gefun­den haben wird, die sich aus alle­dem ent­wickeln konn­te.

Es gibt in der Päd­ago­gik den Aus­druck, »Insel­ler­nen*«, der eine etwas anar­chi­sche Art bezeich­net, wie Kennt­nis­se sich ansam­meln kön­nen, durch Anla­ge­rung. Das hat was Unsy­ste­ma­ti­sches, erst hat man von einer Sache mal gehört, dann mehr davon erfah­ren, konn­te auch was von brau­chen, … das Wis­sens­ge­biet wird grö­ßer, man syste­ma­ti­siert die Kar­te, Ver­bin­dun­gen zu andern wach­sen­den Inseln ent­ste­hen, Gebie­te wer­den ange­eig­net, genutzt, bewohnt, ein­hei­misch kennt man sich end­lich aus im Flecken. (Zwin­kers­mi­ley)

*kumu­la­ti­ves Ler­nen
(ana­log kumu­la­ti­ves Ken­nen­ler­nen)